Der Kampf mit den Erwartungen
Seit seinem French-Open-Finaleinzug sucht Dominic Thiem Form und Lockerheit. Dominic Thiem und Turniere auf heimischem Boden, das ist (noch) keine Liebesbeziehung.
Dominic Thiem hat turbulente Wochen hinter sich, sie haben Szenekenner rätselnd zurückgelassen. Seit seinem Finaleinzug bei den French Open in Paris vor zwei Monaten konnte der 24-Jährige nur noch drei Matches für sich entscheiden, die Auftritte in Halle, Wimbledon, Hamburg und Kitzbühel, sie verliefen allesamt ernüchternd. Speziell das frühe Scheitern in Tirol schmerzte, ihn gewiss noch mehr als Fans und Veranstalter.
Dass Thiem in der Heimat nicht zu überzeugen weiß, hat mittlerweile System. Nur jeweils ein einziges Mal spielte der Niederösterreicher bei den Turnieren in Kitzbühel und Wien seine Qualitäten aus. 2013 erreichte er in der Stadthalle als noch völlig unbekümmert auftretender 19-Jähriger das Viertelfi- nale und verlor nur knapp gegen den sich nach Kräften wehrenden Franzosen Jo-Wilfried Tsonga, neun Monate später begeisterte er mit dem Finaleinzug in Kitzbühel. Seitdem hagelte es Niederlagen und Enttäuschungen.
Dominic Thiem und Turniere in Österreich, das ist (noch) keine Liebesbeziehung. In Buenos Aires oder Lyon zu gewinnen, abseits von all den speziellen Erwartungen und dem Trubel um seine Person – dieser war in Kitzbühel so groß wie nie –, fällt dem Weltranglistenachten ganz offensichtlich bedeutend leichter. Mit dem Event in Toronto fällt diese Woche der Startschuss zum letzten Saisondrittel, in dem der Schützling von Günter Bresnik in der Vergangenheit traditionell seine Probleme hatte. Im Vorjahr gelangen Thiem bei seinen letzten neun Turnieren nur acht Siege – vielleicht blüht er diesmal abseits der Heimat auf.