Feuerinferno in den USA und Portugal
Waldbrände. Der Ausflugsort Monchique an der Algarve wird von Flammenwänden bedroht, es dürfte Tote gegeben haben. Nordkalifornien brennt auf einer Fläche der dreifachen Größe Wiens.
Nordkalifornien brennt auf einer Fläche der dreifachen Größe von Wien.
Die enorme Hitzewelle hat in den USA, Spanien und Portugal erneut massive Waldbrände entfacht, die in Kalifornien sogar ein Rekordausmaß angenommen haben: Zwei im Raum Mendocino im Norden des Bundesstaates wütende Feuer haben sich bis Dienstag rapide ausgeweitet und sind zum größten je in Kalifornien registrierten Waldbrand geworden: Zuletzt stand eine Fläche von rund 1200 Quadratkilometer in Brand, das ist etwa das Dreifache von Wien.
Lediglich 30 Prozent des Brandes sind laut Feuerwehr eingedämmt, der Rest breite sich aus. Bisher kamen zwei Menschen ums Leben; mindestens sieben Menschen starben in den vergangenen Tagen bei einem anderen Waldbrand. Zuletzt hatten extrem schwere Wald- und Buschbrände im vorigen Dezember als kalifornische Rekordfeuer gegolten.
Unterdessen bedroht ein Waldbrand in Südportugal den berühmten Algarve-Bergort Monchique (rund 6000 Einwohner). Die Flammenwände standen am Dienstag kurz vor dem Ausflugsort etwa 25 Kilometer nördlich der Küste. Hunderte Menschen flohen ans Meer, darunter viele Touristen. Etliche abgelegene Häuser in der Umgebung des Ortes brannten bereits aus, mindestens 29 Menschen wurden verletzt.
Viele Vermisste
Der Bürgermeister von Monchique, Rui Andre,´ schloss derweil nicht aus, dass es Tote gab: Viele Menschen gälten nämlich als vermisst. Etliche Bewohner hätten sich geweigert, ihre Häuser zu verlassen. Die Lage war am Dienstag, fünf Tage nach Brandausbruch, noch unübersichtlich. Insgesamt wurden bisher rund 20.000 Hektar Wald vernichtet.
Die Wetterbedingungen seien ungünstig, teilte die Leitstelle mit. Winde, Temperaturen von mehr als 40 Grad und geringe Luftfeuchtigkeit hatten die Eukalyptuswälder der Region in ein Pulverfass verwandelt. Eukalyptus ist wegen seiner ölhaltigen Blätter und losen Rinde sehr leicht brennbar.
Spanien schickte Löschflugzeuge ins Nachbarland. Insgesamt bekämpften am Dienstag 13 Hubschrauber und Flugzeuge das Flammenmeer. Am Boden focht ein Heer aus Helfern gegen die Flammen, mehr als 1400 Feuerwehrmänner, Soldaten, Polizisten und Freiwillige. Zwei Hotels mussten evakuiert werden, mit Baggern und Bulldozern wurden Brandschneisen gezogen, die ein Überspringen der Flammen auf den Ort und einige Nachbarsied- lungen verhindern sollten. Eine Räumung des gesamten Ortes wurde am Dienstag nicht ausgeschlossen.
Die hügelige und grüne Region rund um Monchique ist bei Ausländern und Portugiesen sehr beliebt. In der Umgebung locken mehrere Heilquellen und Wanderrouten. Auch der frühere britische Premier David Cameron kam mehrfach, um auszuspannen.
Monchique liegt etwa 40 Autominuten von Meer entfernt, wo sich die Algarve-Touristenzentren Portimao˜ und Lagos mit Traumstränden befinden. Dort geht seit Tagen ein Ascheregen auch auf die Strände nieder. Dichte Rauchwolken verdeckten die Sonne.
115 Todesopfer im Vorjahr
Die Bergregion von Monchique gehört zu jenen Gebieten in Portugal, die als besonders brandgefährdet gelten. Eukalyptus-Monokulturen, das Fehlen von Brandschneisen und schwer zugängliche Täler begünstigten bereits 2003 eine Feuerkatastrophe, bei der 32.000 Hektar Wald abbrannten. Die mangelnde Brandvorsorge sorgt in Portugal regelmäßig für Debatten. Zuletzt 2017, als im ganzen Land verheerende Brände tobten, bei denen 115 Menschen umkamen. Eine Untersuchungskommission kam damals zu dem Schluss, dass schwere Fehler zu der Tragödie beigetragen hatten.
Als Konsequenz wurden in diesem Sommer mehr Löschflugzeuge bereitgestellt. Zudem wurde eine zentrale Behörde gegründet, welche den nationalen Brandschutz und die Löscharbeiten koordinieren soll.
Auch im benachbarten Glutofen Spanien brannte es am Dienstag gleich in mehreren Regionen. Die größten Brände wurden aus der südspanischen Provinz Huelva und aus der ostspanischen Provinz Valencia gemeldet. Im Hinterland von Valencia, in der Nähe des Ortes Llutxent, mussten am Dienstag 2500 Menschen gerettet werden. (rs/ag.)