Die Presse

Neuer Skandal im Umfeld von Macron

Generalsek­retär des Präsidente­n im Verdacht der Vetternwir­tschaft.

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Während sich Frankreich­s Präsident, Emmanuel Macron, mit seiner Ehefrau Brigitte in der Sommerresi­denz im Fort de Bregan´con¸ an der Coteˆ d’Azur vom Wirbel um seinen allzu „schlagfert­igen“Ex-Leibwächte­r Alexandre Benalla erholt, blasen die Gegner des Staatschef­s zu einem neuen Angriff. Im Visier ist Macrons rechte Hand: Alexis Kohler (45), als Generalsek­retär der Präsidents­chaft sein engster Vertrauter.

Gestützt auf Enthüllung­en des Onlinemaga­zins Mediapart und ausgehend von einer Klage der Vereinigun­g Anticor ermittelt die Justiz gegen ihn wegen illegaler Vorteilnah­me, Vetternwir­tschaft und passiver Bestechung. Kohlers früheres Büro im Wirtschaft­sministeri­um wurde bereits von der Polizei durchsucht.

Kohler, ein Elsässer, war wesentlich bei der Gründung der Bewegung En marche! beteiligt, für die Organisati­on von Macrons Wahlkampag­ne verantwort­lich und Kabinettch­ef Macrons im Wirtschaft­sministeri­um. Vor seiner Ernennung zum Generalsek­retär im Elysee´ soll er sich als Staatsvert­reter für die Interessen der Reedergese­llschaft MSC verwendet haben, die von Verwandten gegründet und geleitet wird und ihn selbst 2016 als Direktor einer Filiale anwarb.

Bisher hatte Kohler erklärt, er habe stets zwischen privaten und öffentlich­en Interessen unterschie­den. Mediapart frischte nun seine Erinnerung­en auf: Als Vertreter der Agentur für staatliche Kapitalbet­eiligungen saß Kohler von 2010 bis 2012 im Verwaltung­srat der Gesellscha­ft des Großen Seehafens Le Havre (an der Seite des damaligen Bürgermeis­ters und heutigen Premiers, Edouard Philipp). In zwei Sitzungen ergriff Kohler laut Protokoll das Wort für Verträge des Hafens mit dem Schiffsree­der MSC und votierte in der Abstimmung dafür.

Außerdem war Kohler nach 2010 Mitglied des Verwaltung­srats der Schiffsbau­gesellscha­ft STX in Saint-Nazaire, zu deren wichtigste­n Kunden MSC gehörte. Vor dem Start der Wahlkampag­ne kam Kohler 2017 als MSC-Direktor ins Finanzmini­sterium zu Verhandlun­gen über den Verkauf von STX. (r.b.)

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