Die neue Weltraumarmee der USA
Space Force. Trump will bis 2020 einen neuen Arm des US-Militärs errichten, um Angriffe auf US-Satelliten abzuwehren. Notwendigkeit oder Marketing-Gag? Der Ball liegt beim Kongress.
Mehr als die Hälfte aller Weltraumsatelliten stammt aus den USA. Der Armee hilft deren Global Positioning System (GPS) bei der Orientierung in Kriegsgebieten und beim Einsatz von Drohen; und dem Autofahrer hilft es oftmals, sein Ziel zu finden. Im Februar befand eine Studie der Geheimdienste, dass China und Russland in zwei bis drei Jahren Waffen zum Abschuss von Satelliten entwickelt haben werden. Im März stellte Donald Trump dann die Idee einer eigenen Weltraumarmee in den Raum.
Was zunächst von vielen belächelt worden war, könnte nun 2020 Wirklichkeit werden: Trumps Space Force für die USA, die den Weltraum bewachen und vor irdischen Gegnern beschützen soll. Im Juni ordnete der Präsident dem Pentagon an, die Machbarkeit zu überprüfen. Nun präsentierten Verteidigungsminister James Mattis und Vizepräsident Mike Pence in Washington erste Details.
Demnach soll die Weltraumarmee als eigener sechster Arm des US-Militärs aufgestellt und von einem Viersternegeneral geführt werden. Und eine Elitetruppe soll für die Anforderungen der Weltraumverteidigung trainiert werden. Innerhalb von zwei Jahren soll sich die Space Force neben Army, Navy, Marine, Air Force und Küstenwache als eigene Abteilung innerhalb des Pentagons etablieren.
Auch wenn sich Trumps Gegner über die Idee lustig machten und das Vorhaben die Kabarettisten der Late Night Shows auf den Plan rief: Unter Sicherheitsexperten besteht wenig Zweifel, dass über kurz oder lang kein Weg daran vorbeiführen wird, das militärische Gebiet auch auf den Weltraum auszuweiten. Die Satelliten sind nicht nur für das GPS verantwortlich. Auch Banksysteme und das Internet laufen zum Teil über die künstlichen Raumflugkörper.
Doch scheiden sich die Geister an den Details. Mattis hat sich im Vorjahr öffentlich gegen eine Space Force ausgesprochen. Ein weiterer Arm des Militärs würde unnötigen Verwaltungsaufwand bringen, sagte er damals. Innerhalb des Verteidigungsministeriums wurden Stimmen laut, dass eine Weltraumtruppe auch problemlos in die Air Force eingegliedert werden könnte. Manche sehen den Plan Trumps deshalb als Marketing-Gag.
Damit die Space Force Wirklichkeit wird, benötigt das Weiße Haus die Zustimmung des Kongresses. Dieser muss die budgetierten Zusatzkosten von acht Milliarden Dollar absegnen. Ob es dazu kommt, ist noch schwer abzuschätzen. Eine einheitliche Linie zu dem Thema zeichnet sich weder unter Republikanern noch unter Demokraten ab. Im Herbst stehen Kongresswahlen an, möglicherweise wird Trump versuchen, das Zusatzbudget noch vorher durchzubringen.
Wenn die USA eine eigene Space Force kreieren, dürfte das die ohnehin angespannten Beziehungen zu Russland weiter verschlechtern. Als Trump das Unterfangen im Juni ankündigte, sprach Moskau von einem „Weg zum Desaster“. Russland beruft sich auf einen Vertrag aus 1967, wonach der Einsatz und das Bereitstellen von Massenvernichtungswaffen im Weltraum verboten seien.
Das Weiße Haus wiederum argumentiert, die Aufrüstung sei notwendig, eben weil China und Russland schon in wenigen Jahren US-Satelliten abschießen könnten. China bestreitet den US-Geheimdienstbefund, wonach Peking Waffen zum Abschuss von Raumflugkörpern entwickle: „Wir sind dagegen, den Weltraum in ein Schlachtfeld zu verwandeln.“
Die Entscheidung der USA gibt Einblick in die Zukunft der militärischen Kriegsführung. Mit dem technologischen Fortschritt wird die Gefahr eines Konflikts im Weltraum größer, und die Weltmächte beginnen, sich dafür zu rüsten. „Die Zeit ist gekommen, um das nächste große Kapitel in der Geschichte unseres Militärs zu schreiben“, sagte Pence. Die „Besten und die Mutigsten werden unser Volk, unsere Nation, gegen eine neue Bedrohung verteidigen“.