Die Presse

Zu gut besetzte Nebenrolle­n sollten einen stutzig machen

- VON KÖKSAL BALTACI E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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eine persönlich­e These, die Ihren nächsten Kinobesuch vielleicht etwas spannender macht. Wenn in einem Hollywood-Film eine Nebenrolle mit einem Schauspiel­er besetzt wurde, der für diese Rolle eigentlich zu berühmt ist, steckt meistens mehr hinter seiner Figur, als man uns weismachen will. Dafür gibt es Dutzende Beispiele. Aus der Vergangenh­eit etwa „Auf der Jagd“(1998) und „Stand der Dinge“(2009), aktuell ist dieses Phänomen bei „Ant-Man and the Wasp“und „Mission: Impossible – Fallout“zu beobachten. Beide laufen immer noch im Kino, also Vorsicht: Spoiler!

Beginnen wir mit „Mission: Impossible“. Bitte wer soll glauben, dass „Superman“-Darsteller Henry Cavill nur einen einfachen Agenten im Team von Tom Cruise spielen würde? Natürlich kommt am Ende heraus, dass er der gejagte Bösewicht ist. In „Ant-Man and the Wasp“besucht Michael Douglas einen ehemaligen Forscherko­llegen und bittet ihn um einen kleinen Gefallen. Verkörpert wird dieser von Laurence Fishburne. Ja, genau – weil Morpheus aus „Matrix“jemals eine so unbedeuten­de Rolle in einer Comicverfi­lmung annehmen würde. Welchen Charakter er tatsächlic­h spielt, stellt sich erst im Lauf des Films heraus. Ähnlich ergeht es Ben Affleck in „Stand der Dinge“und Robert Downey Jr. in „Auf der Jagd“. Aus vordergrün­digen Nebenrolle­n entwickeln sich ihre Figuren zu wichtigen Antagonist­en des Films.

Obwohl Hollywood dieses Muster schon seit so langer Zeit schamlos anwendet, funktionie­rt es erstaunlic­herweise immer noch. Das gereicht weder den Ansprüchen der Filmemache­r noch jenen des Publikums zur Ehre. Anderersei­ts . . . vielleicht sollte man das Ganze nicht so ernst nehmen, weil man dabei zumindest ein bisschen über Hollywood lernt. Denn selbst, wenn es bei einem prominente­n Nebendarst­eller keinen doppelten Boden gibt und man deswegen enttäuscht ist, geht man als Zuschauer nicht leer aus, sondern gelangt zu einer anderen, nicht uninteress­anten Erkenntnis. Und zwar: Dieser Star ist offensicht­lich kein Star mehr.

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