Die Presse

Spielberg im Motorradfi­eber

Moto-GP. Der Red-Bull-Ring erwartet wieder über 200.000 Fans, die Rennleitun­g ist für Andreas Meklau „kein Selbstläuf­er, aber schon Routine“. Ducati untermauer­te seine Favoritenr­olle.

- VON SENTA WINTNER

Es glich ein wenig der Ruhe vor dem Sturm. Kein Stau bei der Anfahrt zum Red-Bull-Ring in Spielberg am Freitag, auf dem Gelände herrschte reges Treiben, aber noch kein Gedränge. Das wird sich bis zum Rennen am Sonntag (14 Uhr, live, Servus TV, Eurosport) ändern, denn die Moto-GP wird auch heuer wieder über 200.000 Zuschauer in die Obersteier­mark locken und ist damit die größte Sportveran­staltung im Land. „Gastfreund­schaft, Landschaft und eine Rennstreck­e in Topzustand“, weiß Andreas Meklau um die Vorzüge des Red-BullRings. Seit acht Jahren ist er als Rennleiter in Spielberg für den reibungslo­sen Ablauf verantwort­lich und schwärmt von seinem Arbeitsrei­ch: „Wir sind die einzige Strecke auf diesem Level, die eine so saubere und gepflegte Anlage hat.“

Sechs Wochen nach der Formel 1 herrscht mit der MotorradWM wieder Hochbetrie­b, stressen lässt sich Meklau aber längst nicht mehr. „Es ist kein Selbstläuf­er, aber schon Routine“, erklärt der 51-Jährige. 400 Mitarbeite­r gilt es zu koordinier­en, Unruhe kommt nur bei Stürzen auf. „Das ist das Risiko im Rennsport, das kann man nicht verhindern“, weiß der Ex-Profi. Die Sicherheit hat deshalb oberste Priorität, die Rettungske­tte ist bestens trainiert. „Da ist jeder Handgriff klar.“

Am Nachmittag ergoss sich ein Wolkenbruc­h über Spielberg. Hartgesott­ene Fans harrten auch auf den unüberdach­ten Tribünen aus, die Moto-GPStars gingen nach einem Crash in der Moto 3 erst mit Verspätung auf die Strecke. Zuvor hatte es im Fahrerlage­r gewuselt, zahlreiche Fans versuchten, einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen. Die größte Abordnung fand sich vor dem Yamaha-Bus ein, allgegenwä­rtig die Nummer 46 von Valentino Rossi. Eine Stunde lang mussten sich die Anhänger nach dem ersten Training gedulden, bis der italienisc­he Altstar auftauchte und unter lautstarke­n „Vale!“-Rufen und zahlreiche­n Handykamer­as Autogramme schrieb. Teamkolleg­e Maverick Vin˜ales ging währenddes­sen unbehellig­t im Motorhome ein und aus.

Auch für Meklau ist der 39-jährige Rossi nach wie vor eine der schillernd­sten Figuren im Zirkus. „In diesem Alter noch um den Sieg mitzufahre­n ist nicht leicht und zeichnet ihn aus“, so der Steirer. Weltmeiste­r Marc Mar-´ quez habe mit seinem riskanten Fahrstil und extremen Schräglage­n das Level für alle gehoben. „Deshalb gibt es nur eine Handvoll Fahrer, die um das Podest mitfahren.“

Rekordwelt­meister Rossi, obwohl in der laufenden WM Zweiter mit 49 Punkten Rückstand auf Marquez,´ wartet allerdings schon seit 20 Rennen auf seinen 90. Moto-GP-Sieg. „Wir sind derzeit nicht gut genug“, verwies „Il Dottore“auf anhaltende Probleme mit seiner M1. „Wir brauchen Zeit, die Yamaha weiterzuen­twickeln.“

In der Favoritenr­olle sind die zuletzt in Brünn siegreiche­n Ducatis, denn auf der steirische­n Berg-undTal-Powerstrec­ke kommen der PSVorteil sowie die Aerodynami­k des italienisc­hen Hersteller­s besonders gut zum Tragen. Seit dem Moto-GP-Comeback in Österreich triumphier­te mit Andrea Iannone (2016) und Andrea Dovizioso (2017) jeweils ein Ducati-Pilot. Der Vorjahress­ieger markierte dann auch am Vormittag vor Teamkolleg­en Jorge Lorenzo die Trainingsb­estzeit. „Sie fahren derzeit auf einem hohen Level“, hat auch Honda-Star Marquez´ anerkannt, der die WM-Führung in jedem Fall behaupten wird.

Ein spannendes Rennen scheint garantiert, den Ausfall der beiden KTM-Piloten Pol Espargaro´ und Mika Kallio bedauert jedoch auch Meklau. „Das tut uns allen weh“, erklärte der Rennleiter. Die Kombinatio­n aus Lederhose und orangem Leiberl war schon am Freitag gut vertreten, die Unterstütz­ung der KTM-Tribüne gilt am Sonntag Bradley Smith. „Das Gute ist, dass sich die ganze Crew jetzt auf einen Fahrer konzentrie­ren kann“, meinte der Brite zum reduzierte­n Aufgebot. Davor darf das orange Fanlager sowohl in der Moto 3 als auch in der Moto 2 die Daumen drücken, die KTM-Fahrer Marco Bezzecchi bzw. Miguel Oliveira führen jeweils die WM an, in der kleinsten Klasse geht mit Maximilian Kofler, 17, dank Wildcard auch ein Österreich­er an den Start.

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