Wie aus der Türkei- eine Eurokrise wird
Die türkische Blase wurde in hohem Maß von EuroBanken finanziert.
Die haben ihre Dollars, wir haben unseren Gott“– klingt ziemlich verzweifelt, was der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan,˘ da gestern angesichts der eskalierenden Währungskrise in seinem Land von sich gegeben hat. Noch verzweifelter als der vorangegangene Aufruf an seine Landsleute, ihre Dollar- und Euroguthaben zwecks Stützung in Türkische Lira umzuwechseln (während die Nomenklatura in Ankara ihre Schäfchen längst im Ausland in Sicherheit gebracht hat).
Die schwere Krise, die sich da abzeichnet, kommt freilich nicht überraschend: Seit Jahren warnen Analysten davor, dass das vermeintliche Wirtschaftswunder der Türkei auf massiver Auslandsverschuldung beruht und dass diese Blase platzen wird, sobald der kontinuierliche Dollarstrom nach Kleinasien versiegt.
Jetzt sind wir an diesem Punkt angelangt: massive Kapitalflucht, Währungsverfall um 40 Prozent seit Jahresbeginn (was die Auslandsschulden in Landeswährung um zwei Drittel [!] erhöht), erste Umschuldungen bei wackelnden Großkonzernen.
Goldman Sachs schätzt, dass es bei einem Kurs von ungefähr sieben Lira für den Dollar knallt. Bei knapp sechs stehen wir schon. J etzt Bier und Chips zu holen und erste Reihe fußfrei anzuschauen, ob Allah dem Sultan in Ankara wirklich die Schulden begleicht oder wir die nächste massive Schwellenlandkrise sehen, ist freilich fehl am Platz. Denn Schuldner haben auch Gläubiger. Und sie sitzen in hohem Maß in Spanien (80 Mrd. Dollar), Frankreich (40 Mrd.), Italien (17 Mrd.) und Deutschland (15 Mrd.), also im Euroraum.
Wenn die türkische Wirtschaft kracht, steuern wir so gesehen rasend schnell auf die nächste Großbankenrettung in Euroland zu. Und Österreich findet sich über die besonders stark in der Türkei engagierte Bank-Austria-Mutter UniCredit mit drin.
Die Lage ist sehr ernst. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Autokrat in Ankara zur Vernunft kommt und eigene Fehler korrigiert, ist gering. Die kreditfinanzierte Türkei-Blase wird also wohl auch uns um die Ohren fliegen. Offenbar lernt man aus Krisen nie.