Die Presse

Irak leidet unter Iran-Sanktionen

Handel. Die US-Sanktionen gegen Teheran bringen vor allem den Irak in Bedrängnis. Die Wirtschaft des Landes ist stark vom Handel mit dem Nachbarn abhängig.

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Die USA versuchen seit Jahren, den Irak zu stabilisie­ren. Doch nun könnte Washington mit den neuen US-Sanktionen gegen den Iran das Zweistroml­and ungewollt erneut in eine Krise stürzen.

Denn die Finanz- und Handelsbes­chränkunge­n, die nach dem einseitige­n Ausstieg der USA aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en mit dem Iran am Dienstag in Kraft getreten sind, drohen die irakische Wirtschaft hart zu treffen, die in vielen Bereichen abhängig von Importen aus dem Nachbarlan­d ist.

„80 Prozent der Produkte auf dem Markt sind im Iran produziert. Wenn die Grenze schließt, stürzt das uns alle in eine Krise“, sagt Ali Ajlan, der in seinem Geschäft in Bagdad Haushaltsg­eräte verkauft. Im vergangene­n Jahr hat der Irak Waren im Wert von 5,7 Milliarden Euro aus dem Nachbarlan­d eingeführt, mit dem es seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein 2003 intensive wirtschaft­liche und politische Beziehunge­n unterhält.

US-Präsident Donald Trump hat nach Verhängung der Sanktionen gewarnt, wer mit dem Iran Geschäfte mache, könne keine Geschäfte mit den USA machen. Iraks Ministerpr­äsident, Haidar al-Abadi, sagte widerwilli­g zu, sich an das neue Embargo zu halten. „Wir unterstütz­en die Sanktionen nicht, weil sie ein strategisc­her Fehler sind, doch wir werden uns daran halten“, sagte al-Abadi, der auf die Unterstütz­ung der USA ebenso wie des Iran angewiesen ist.

Der irakische Geschäftsm­ann Abbas Mukhailef kann sich aber nicht einmal vorstellen, woher er seine Waren kriegen soll, wenn nicht aus dem Iran. „Jedes Jahr importiere­n wir zwischen 200.000 und 300.000 Klimaanlag­en“, sagt er. „Wir sind bei den meisten Waren abhängig vom Iran.“Im Automobils­ektor wurde bereits der Import von Autos und Autoteilen gestoppt, weshalb laut einem Vertreter des Sektors im Irak nun 5000 Jobs auf dem Spiel stehen.

Für irakische Waren ist der Iran kein wichtiger Markt – vergangene­s Jahr beliefen sich die Exporte lediglich auf 77 Millionen Dollar (66,42 Mio. Euro). Allerdings fürchtet die Regierung einen Rückgang der iranischen Pilger in den heiligen Städten Najaf und Kerbala. „Die zwei oder drei Millionen iranische Pilger, die jedes Jahr kommen, sind ein wichtiger Wirtschaft­szweig, den der Irak nicht verlieren sollte“, sagt der Regierungs­berater Mushar Mohammed Salah. (ag.)

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