Ungleichheitsforschung oder was es bedeutet, reich zu sein
Reichtum und Armut lassen sich nur gemeinsam diskutieren. Gleichzeitig handelt es sich dabei um relative Konzepte. Wer zum Beispiel hierzulande als arm gilt, hätte mit seinem Lebensführungsniveau im Kongo einen Platz in der Mitte der Gesellschaft. Anders als bei Armut, bei der das physische Überleben von Menschen eine Grenze markiert, gibt es eine solche nach oben hin – sprich, für die Maßlosigkeit der Reichen – nicht. Aber ab wann hört Reichtum auf, gesellschaftlich akzeptabel zu sein? Und warum glauben viele, in einer Gesellschaft, in der das Vermögen gleichmäßiger verteilt ist, zu leben, als dies der Fall ist? Welche demokratischen Länder sind auf dem Weg in die Plutokratie, also in eine Herrschaft der Reichen?
Das u. a. vom Salzburger Soziologen und Politikwissenschaftler Nikolaus Dimmel herausgegebene „Handbuch Reichtum“bündelt zur Beantwortung dieser und einer Fülle weiterer, aktuell durchaus brisanter Fragen neue Forschungsergebnisse aus verschiedenen Publikationen und Projekten. Das Ergebnis bildet dabei nicht nur die ökonomische Debatte ab, sondern bezieht durch den unterschiedlichen (wissenschaftlichen) Hintergrund der 42 Autorinnen und Autoren auch soziologische, historische, rechtliche und kulturwissenschaftliche Aspekte mit ein. Dadurch gelingt es, ein präzises Bild davon zu zeichnen, welche gesellschaftlich desaströsen Folgen Reichtum oder, besser gesagt, die Konzentration von Vermögen und die daraus resultierende soziale Polarisierung zur Folge haben. (cog)
Nikolaus Dimmel, Julia Hofmann, Martin Schenk und Martin Schürz (Hg.)