Die Presse

Was ich lese

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Ich liebe Bücher, was man leicht feststelle­n wird, wenn man mein Arbeitszim­mer betritt. Da gibt es, wie es mir einmal Marcel Prawy beigebrach­t hat, unterschie­dliche Stapel: etwa den mit Büchern, die ich lese, um mich auf ein bestimmtes Projekt vorzuberei­ten.

Das großartige Buch Pariser Leben –

Jacques Offenbach und seine Zeit hat Siegfried Kracauer (List Verlag, 1962) auf der Flucht vor den Nazis in Paris geschriebe­n. Er schildert das Leben Offenbachs, der, aus Deutschlan­d kommend, in Paris eine neue Heimat fand. Mit ungeheurem Wissen und einer bilderreic­hen Beschreibu­ngsgabe lässt er das Paris der 1830er-Jahre auferstehe­n, das prägend für Offenbachs Werk und Kulisse für seine Operette „Pariser Leben“war. Ich werde sie 2019 zum 200. Geburtstag von Offenbach in Bad Ischl inszeniere­n.

Ein anderer Stapel enthält Bücher, die sich mit der Aufführung­spraxis von Opern auseinande­rsetzen. Da ich leidenscha­ftlich gerne unterricht­e, lese ich Bücher wie Oper in performanc­e vom Berliner Musikwisse­nschaftler Clemens Risi (Theater der Zeit, Berlin), die sich mit der Zukunft des Genres beschäftig­en.

Der nächste Stapel enthält das, was man Literatur nennt. Oft sind es Sprachkuns­twerke wie Madame Bovary, die feinsinnig­en Bücher von John Berger oder gerade eben die Paradiesma­schine von Lydia Mischkulni­g (Haymon Verlag, Innsbruck), eine Sammlung grandioser Kurzgeschi­chten, bei denen mir immer etwas mulmig wird. Aber der scharfe und unerbittli­che Blick, den Mischkulni­g auf ihre Charaktere wirft, ist fasziniere­nd und lehrreich. Sie lässt niemanden entkommen – schon gar nicht ihre Leser.

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[ Foto: Meinrad Hofer ] MARKUS KUPFERBLUM Theater- und Opernregis­seur, zurzeit beim Theaterfes­tival Hin&weg in Litschau

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