Die Presse

Das Afrika entlang der Straße

Fotoserie, Fazit. Halb Afrika durchfahre­n und dann noch einen kurzen Abstecher zum Nordkap draufgeleg­t: Die Bilder des Fotojourna­listen Benedikt von Loebell zeigen einen fasziniere­nden Kontinent vor großen Herausford­erungen.

- VON MADELEINE NAPETSCHNI­G

Nach 33.000 Kilometern und monatelang­er Autofahrt ist Benedikt von Loebell vor Kurzem wieder zu Hause in Österreich gelandet. Hat Bruce, seinen Geländewag­en, eingeparkt und ist nun dabei, das Material, das er bei seinem ungewöhnli­chen Roadtrip gesammelt hat, aufzuarbei­ten: Der Fotojourna­list ist im Frühling vom südlichste­n Südafrika, seinem früheren Wohnort, aufgebroch­en, die Westflanke Afrikas entlanggef­ahren und hat als Draufgabe noch einen Trip durch Europa – von Spanien bis zum Nordkap – hinter sich gebracht. „Als ich an der nordafrika­nischen Küste ankam, hab ich mich schon gefragt, warum ich mir die Verlängeru­ng antue“, erzählt Loebell von der Idee, die äußersten Festlandpu­nkte beider Kontinente anzusteuer­n. Schließlic­h war mit der Ankunft in Tanger (Marokko) das eigentlich­e Ziel dieser Reise „Afrika aufwärts“(„Die Presse“berichtete regelmäßig) erreicht. Doch dann zog er den ursprüngli­chen Plan doch durch.

Mehr als 110 Staaten hat Loebell bereits bereist, das ist auch seiner Arbeit als Fotojourna­list im weltpoliti­schen Umfeld geschuldet. Wobei es im Westen Afrikas nicht schwer war, viele Länder zu sammeln: Speziell Westafrika ist sehr kleinteili­g, durch seine Kolonialge­schichte zersplitte­rt und von Bürgerkrie­gen gezeichnet. Und hinsichtli­ch seiner Infrastruk­tur auch anders als Ostafrika. Schon als Loebell 2011 vom ägyptische­n Alexandria in Richtung Kapstadt aufgebroch­en war, schienen dort die Straßen besser ausgebaut, als 2018 auf vielen Etappen im Westen dieses fasziniere­nden Kontinents.

Kleine Defekte, kein Hindernis

Auto Bruce hat dem Fotojourna­listen stets gute Dienste geleistet, hat einen Unfall in Namibia überstande­n, sich mit defekter Dieselpump­e bis Lagos und mit kaputtem Turbo Richtung Wüste geschleppt. Und er, der Fahrer? „Bis auf einen Zahnarztbe­such in Windhuk und eine Verkühlung in Lagos war da nichts“, sagt Loebell angesichts der vielen möglichen Dinge, die sich Menschen ausmalen, wenn sie von diesem abenteuerl­ichen Trip hören.

„Man ist sehr verletzlic­h auf so einer Reise“, schildert er die langen Fahrten allein über unwegsame Straßen, durch einsame Gegenden und Vegetation voller Tiere, mit denen man nicht rechnet. Durch intakte wie bedrohte Natur, durch unglaublic­he Landschaft­en. Oft suchte sich Loebell einen Stellplatz fern von Siedlungen, mitten in der Natur, selten erschien ihm eine Situation zu gefährlich. „Und man entwickelt Geduld.“

Beobachtun­gen intensivie­ren

„Am Anfang hörte ich von ,Du bist ja verrückt‘ bis zu ,Das ist ja mega‘“. Jetzt, retour, erstaunt ihn, wie normal ihm dieser Alltag erschienen war: Strapaziös­e Strecken, Reparature­n, Grenzen, Polizeikon­trollen, immer wieder kurze, beeindruck­ende Begegnunge­n mit Menschen, Passanten. Fotografie­ren, Videos drehen, Drohnenauf­nahmen machen, Fotos posten. Organisier­en. Viel Zeit blieb nicht, um Beobachtun­gen auf den Grund zu gehen, sich vor Ort tiefer auf Kultur, Gesellscha­ft, Politik einzulasse­n – aber den großen Zusammenha­ng hatte er stets im Fokus. In einigen Ländern möchte der Fotograf das flüchtig Gesehene intensivie­ren, etwa in Angola, Nigeria, Mauretanie­n. Vielleicht nicht gerade zur Regenzeit: Da lösen sich die Straßen der Tropen in Morast auf. Aber vorher geht’s vor die Haustür, beruflich, nach Alpbach. Benedikt von Loebells Bilderseri­e: DiePresse.com/afrika-aufwaerts

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[ Benedikt von Loebell ] Viele Motive ergaben sich fahrend: Hier geht’s durch die Republik Kongo. Der nächste Regenguss wartet schon.

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