Migranten von Küste entfernt
Marokko. Die Sicherheitsbehörden brachten Hunderte Flüchtlinge zurück ins Landesinnere. Aktivisten klagen über „illegale Deportationen“.
Rabat. Im nördlichen Andalusien dürfte die Stimmung entspannter gewesen sein. Dort konferierten die Regierungschefs von Deutschland und Spanien, Angela Merkel und Pedro Sanchez,´ über mögliche Flüchtlingsabkommen mit Ländern wie Marokko und Algerien, während in Marokko selbst die Sicherheitskräfte eine eigene Operation durchführten. In den vergangenen Tagen haben sie Hunderte Migranten nahe der Mittelmeerküste aufgegriffen und sie in den Süden des Landes gebracht. Die Betroffenen wollten offenbar über das Mittelmeer nach Europa gelangen.
Ein Behördenvertreter in der Hafenstadt Tanger sprach von einem „Einsatz im Rahmen des Kampfes gegen illegale Migration“. 1600 bis 1800 Migranten seien in Orte gebracht worden, „in denen bessere Lebensbedingungen herrschen“. Für marokkanische Menschenrechtler hingegen handelt es sich um illegale Deportationen: Migranten würden seit Dienstag in Bussen von Nador und Tanger in die Stadt Tiznit nahe Agadir gebracht – ohne Rechtsgrundlage. Für das Vorgehen machen Aktivisten auch Spanien und die EU verantwortlich. Seit Italien sich standhaft weigert, Flüchtlinge aufzunehmen, machen sich immer mehr Migranten aus afrikanischen Ländern von Marokko aus auf den Weg und kommen hauptsächlich in Spanien an. Derzeit verhandeln Madrid und Rabat über eine EU-Partnerschaft, die verhindern soll, dass mehr Flüchtlinge das nordafrikanische Land verlassen. Als Vorbild für diese Gespräche dienen die Abkommen der Union mit Ländern wie der Türkei und Libyen.
Die Seenotrettung in Andalusien hat unterdessen vor der Küste Spaniens neun Migranten gerettet, deren Holzboot gekentert war. Die Betroffenen wurden in das südspanische Tarifa nahe Gibraltar gebracht. Medienberichten zufolge stammen die Männer aus Ländern südlich der Sahara. Auch sie bestiegen ihr Holzboot im marokkanischen Tanger und wollten über die Straße von Gibraltar nach Spanien.
In diesem Jahr sind nach UN-Angaben bereits mehr als 28.000 Migranten von Marokko aus nach Spanien gelangt. Damit liegen die Ankünfte schon im August auf dem Niveau des gesamten Vorjahres. (ag./red.)