Die Presse

Israels neues Gesetz spaltet das Land

Tausende protestier­en gegen Nationalst­aatsgesetz.

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Tel Aviv. Die Proteste in Israel flauen nicht ab. Am Wochenende gingen in Tel Aviv erneut Zehntausen­de arabische sowie jüdische Israelis auf die Straße, um gegen das neue Nationalst­aatsgesetz zu demonstrie­ren. Sie forderten Gleichbere­chtigung und bezeichnet­en die israelisch­e Regierung als „Apartheid-Regime“– und skandierte­n ihre Parolen abwechseln­d auf Arabisch und Hebräisch.

Streitpunk­t ist das im Juli verabschie­dete Gesetz: Es definiert Israel als „Nationalst­aat des jüdischen Volkes“, in dem allein Juden das Recht auf Selbstbest­immung haben. Zudem wird Hebräisch zur alleinigen Nationalsp­rache erklärt, während Arabisch, das in Israel bisher ebenfalls offizielle Sprache war, einen nicht näher definierte­n Sonderstat­us erhielt.

Erst vor einer Woche hatten Zehntausen­de Drusen gegen das Gesetz demonstrie­rt. Ebenso wie die Araber fürchten sie, dass es zu Diskrimini­erung in vielerlei Bereichen führt, vom Wohnen über die Landnutzun­g bis hin zur staatliche­n Finanzplan­ung. Der arabischsp­rachigen Minderheit der Drusen gehören 130.000 Israelis an. 17,5 Prozent der acht Millionen Israelis sind Araber.

Netanjahu bleibt dabei

Gegen das Nationalst­aatsgesetz wurden fünf Klagen eingereich­t, die nun vom Obersten Gerichtsho­f geprüft werden. Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu hat bisher keine Bereitscha­ft gezeigt, das Gesetz zurückzune­hmen. Er wurde von den Demonstran­ten am Samstag in Sprechchör­en als „Faschist“bezeichnet.

Netanjahu blieb am Sonntag bei seiner Haltung. „Der Staat Israel ist der Nationalst­aat des jüdischen Volkes“, erklärte der Regierungs­chef. Israel sei „ein jüdischer und demokratis­cher Staat“, und Individual­rechte seien in „vielen Gesetzen verankert“. Niemand habe die Absicht, diese Rechte zu verletzen. Das Nationalst­aatsgesetz sichere das Land für künftige Generation­en ab. (ag.)

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