Die Presse

Klopp verteidigt Özil und Gündo˘gan

Fußball. In der Erdo˘gan-Affäre zeigt Jürgen Klopp Verständni­s für die beiden Spieler.

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Jürgen Klopp hat sich in der Erdogan-˘Affäre um Mesut Özil und ˙Ilkay Gündogan˘ weitgehend hinter die beiden Spieler gestellt. „Ich denke, wir sind uns alle einig, dass das Foto mit dem türkischen Präsidente­n, Erdogan,˘ eine äußerst unglücklic­he Aktion war. Aber was mich richtig stört, ist, dass wir tatsächlic­h mit zweierlei Maß messen“, monierte der Coach des englischen Topklubs FC Liverpool in einem Interview der „Welt am Sonntag“. „Wir entscheide­n, wer schlimm ist und wer nicht. Lothar Matthäus trifft sich mit Wladimir Putin, und wir respektier­en das. Aber Mesut Özil und ˙Ilkay Gündogan˘ treffen sich mit Erdogan,˘ und wir akzeptiere­n es nicht“, erklärte der 51-Jährige seinen Standpunkt.

An dem Tag, an dem das Foto entstanden sei, hätten sich auch englische Politiker und die Queen mit Erdogan˘ getroffen. Klopp: „Auch davon gibt es Fotos. Mir ist aber nicht bekannt, dass es da Rücktritts­forderunge­n gab.“Özil ist ihnen inzwischen nachgekomm­en und kein DFB-Spieler mehr. Der türkische Staatschef sei „schlau“, meinte Klopp. „Er gibt vielen Türken das Gefühl, die Türkei in die richtige Richtung zu führen. Auch sehr viele Türken in Deutschlan­d denken so. Da dürfen wir doch nicht alles allein an Mesut und ˙Ilkay festmachen“, forderte Klopp.

Er stellt außerdem infrage, ob das Spielerduo überhaupt die Chance gehabt habe, sich wie oftmals gefordert, von Erdogan˘ zu distanzier­en. „Tatsächlic­h haben wir ihnen keine Möglichkei­t gelassen, das Richtige zu tun. Sie konnten sich nicht hinstellen und sagen: ,Sorry, der Erdogan˘ hat uns aufs Glatteis geführt.‘“Gerade auch mit Blick auf ihre Verwandten in der Türkei sei dies für beide unmöglich gewesen. „Die Familie ist für sie sehr wichtig. Hätten sie ihre Onkel und Tanten, die in der Türkei mit Erdogan˘ leben, ignorieren sollen?“

Der ehemalige Nationalsp­ieler Stefan Effenberg hat Verständni­s für den Rücktritt von Mesut Özil aus dem DFB-Team. „Dazu hätte ich ihm auch geraten. Fußball muss einfach dem Spieler Spaß machen. Das wäre im Fall Özil nicht mehr möglich gewesen“, sagte der frühere Kapitän des FC Bayern München in der „Bild am Sonntag“.

Zugleich wiederholt­e der 50-Jährige noch einmal, dass er Özil wegen dessen Fotos mit dem türkischen Präsidente­n, Recep Tayyip Erdogan,˘ nicht zur WM nach Russland mitgenomme­n hätte. „Es hat zu viel Unruhe gegeben“, meinte Effenberg. Özil stand in den Gruppenspi­elen gegen Mexiko und Südkorea über 90 Minuten auf dem Rasen.

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