Die Presse

Meister Petz kann man sich nicht aufbinden lassen

Wer seinen Bärendiens­t abgeleiste­t hat, darf ruhig auch einmal stepptanze­n gehen.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

F ragen

Sie nicht warum, es gibt keinen bestimmten Anlass. Aber reden wir doch einmal über Bären. In Märchen und Fabeln wird er ja gerne Meister Petz genannt. Das kommt von einer Koseform des Namens Bernhard (Petz, nicht der Meister). Und der setzt sich wiederum aus dem Althochdeu­tschen bero (Bär – Überraschu­ng!) und hart (stark) zusammen. Ob Bernhard Stepptanz mag, ist nicht überliefer­t, aber Bären sollen dabei schon öfter beobachtet worden sein. „Da steppt der Bär“, Sie wissen schon, kommt wohl von den mittelalte­rlichen Jahrmärkte­n, auf denen Bären vorgeführt wurden, die auf Tanzen abgerichte­t waren. Wie elegant das damals ausgesehen hat, versteckt sich in der Redewendun­g, dass man tanzt wie ein Bär – eher unbeholfen. Zur Perfektion bringt es allerdings, wer wie ein Bär schläft. Tief und fest wie ein Murmeltier – wobei das nicht ganz gerecht ist, immerhin hält ein Murmeltier einen Winterschl­af, ein Braunbär dagegen nur Winterruhe. Gut, so genau muss man es nicht nehmen.

Aber reden wir nicht vom Schlafen, wir sind ja noch im Dienst. Apropos, einen Bärendiens­t kennen wir ja auch noch – wenn jemand durch seine Hilfe mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Diese Redewendun­g kommt aus einer Fabel von Jean de La Fontaine, in der ein alter Gärtner und ein Bär sich anfreunden. Und als der Bär eine Fliege, die auf der Nase des schlafende­n Gärtners sitzt, mit einem Steinwurf verscheuch­en will, tötet er beide, die Fliege und den Gärtner. Aber kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass ich Ihnen einen Bären aufbinden will. Das stammt von ganz woanders – nämlich vom germanisch­en „bar-“mit der Bedeutung „tragen“, das wir heute etwa noch in Wörtern wie „Bahre“oder „fruchtbar“finden. Irgendwann wurde das in der Volksetymo­logie auf den Bären umgedeutet. Dass Menschen, die einen Bären aufgebunde­n bekommen haben, als bärtig bezeichnet werden, ist allerdings nur ein Gerücht.

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