Die Presse

Land der Sparer, zukunftsar­m!

Sparen. Früher war alles besser, heißt es. Was das Geld-Beiseitele­gen betrifft, stimmt das auch. Die Österreich­er halten trotzdem am Sparbuch fest. Und warten auf bessere Zeiten. Seit zehn Jahren.

-

Das Prinzip ist simpel: Wer heute spart, hat morgen mehr. Das sagt schon der Verstand. Wer auf sofortigen Konsum verzichtet, kann sich später etwas gönnen – oder Vermögen aufbauen. Die Österreich­er sind Weltmeiste­r im Geld-zur-Seite-Legen. Als Kinder haben wir Bargeld in Schweine und anders geformte Büchsen gesteckt. Später sind wir mit dem Geld zur Bank gegangen, damit die Dame am Schalter unser Sparbuch durch den Nadeldruck­er jagt. Heute speichern wir das Geld online ab. Einzig: Etwas fehlt. Und zwar Zinsen. Sparer werden für ihre Mühen nicht mehr belohnt. Was kann das ersetzen? „Risikofrei­e Prozente gibt es nicht mehr. Früher hätte man vielleicht Staatsanle­ihen gesagt“, so Schaufler. Aber Staaten wie Deutschlan­d oder Österreich zahlen inzwischen auch keine Zinsen mehr.

Die Österreich­er bunkern rund 240 Mrd. Euro auf Konten und Sparbücher­n. Dazu kommen rund 20 Mrd. Euro in Bargeld. Dieses Geld verliert jeden Tag an Wert. Gleichzeit­ig gibt es immer mehr Versuchung­en. Handyapps verspreche­n, jedermann zum Trader zu machen. In YouTube-Videos und im Bekanntenk­reis werden angebliche Geheimtipp­s rumgereich­t. Von Bitcoin reden wir besser gar nicht.

Eine bizarre, gefährlich­e Welt für den sparefrohe­n Österreich­er. Um das Sparbuch von früher zu reproduzie­ren, rät Schaufler zu einem „gemischten Portfolio“: Aktien, Anleihen. Das ist in etwa so langweilig wie das Sparbuch – und kann im Schnitt zwei bis drei Prozent pro Jahr bringen. Nicht viel. Aber besser als nichts.

 ?? [ Heiko Specht / laif / picturedes­k.com ] ??
[ Heiko Specht / laif / picturedes­k.com ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria