Goldschwäche als Chance
Zertifikate. Der Kursrutsch beim Goldpreis dürfte zumindest in nächster Zeit noch anhalten. Risikobereite Anleger können davon profitieren.
Vor wenigen Monaten glänzten die Prognosen für den Goldpreis ein wenig heller. Allein die geopolitischen Unruhen hätten die Notierung laut Experten antreiben müssen. Stattdessen scheint das Edelmetall an Glanz zu verlieren. Zuletzt notierte der Goldpreis bei rund 1216 Dollar je Feinunze. Mitte April wurde mit 1365 Dollar fast ein neues Jahreshoch erreicht.
An der jüngsten US-Notenbanksitzung lag es nicht, sie hatte scheinbar keine Auswirkung auf den Preis, wie Barbara Lambrecht, Rohstoffanalystin bei der Commerzbank, aufzeigt. Dabei hat der Verweis auf die Sitzung einen nachvollziehbaren Grund. Denn grundsätzlich gilt: Je höher die Zinsen sind, desto attraktiver sind Anleihen als sicherer Hafen. Und ein zinsloses Goldinvestment verliert dann an Attraktivität, weshalb der Goldpreis bereits in den vergangenen Monaten nachgegeben hat. Schließlich sind die US-Zinsen ein gutes Stück gestiegen.
Ein pessimistischeres Bild zu dem gelben Edelmetall lieferten die aktuellen Statistiken der World Gold Council, einer globalen Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie. Demnach fiel die Nachfrage im ersten Halbjahr um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr, und somit auf das niedrigste Niveau für eine erste Jahreshälfte seit dem Jahr 2009. Nachdem schon das erste Quartal sehr schwach ausgefallen war, entwickelte sich auch das zweite Quartal mit einem Rückgang von vier Prozent nicht besser.
Der Hauptgrund für den Rückgang war eine schwächere Investmentnachfrage. Zwar blieben die Käufe nach Barren und Münzen unverändert. Die Nachfrage nach börsengehandelten Gold-ETFs fiel aber um 46 Prozent, wobei sie in den USA besonders schwach war. Währenddessen zog sie in Europa sogar an, was allerdings auf den Aufstieg euroskeptischer Parteien in Italien sowie die EZB-Politik zurückgeführt wurde.
Auch die Zentralbanken kauften weniger Gold. Und dann gibt es noch eine wichtige Sparte: die weltweite Schmucknachfrage. Hier gab es leichte Rückgänge, vor allem in Indien. Das wurde vom World Gold Council mit einer schwachen Indischen Rupie begründet. Anders war hingegen die Lage in China, wo die Schmucknachfrage deutlich zulegte. Allerdings könnte sich im zweiten Halbjahr das Blatt wenden, da rechnet der World Gold Council auch in Indien mit einer Belebung der Goldnachfrage. Begründet wird das mit der besseren Einkommenssituation der Landbevölkerung.
Beim Onlinebroker GKFX sieht Martin Chmaj jedenfalls eine markante Marke bei 1215 Dollar – der Goldpreis war vergangene Woche zeitweise niedriger. Notierungen darunter seien ein erstes Indiz dafür, dass es weiter abwärtsgehen könnte. Anleger, die sich das Risiko zutrauen, auf weitere Rückgänge zu setzen, können dies mit Zertifikaten tun: mit einem Turbo-ShortZertifikat etwa von der Commerzbank (DE000CV73F81). Hier liegt der aktuelle Hebel bei 2,89. Um diesen Hebel bewegt sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zum Goldpreis – nach oben, aber auch nach unten. Sollte der Goldpreis ansteigen und die Barriere von 1632,8998 Dollar erreichen, verfällt das Zertifikat wertlos.
Eine andere Möglichkeit bietet ein Faktorzertifikat, etwa von Vontobel (DE000VL51ZC4) mit einem Faktor von zwei. Bei Faktorzertifikaten gibt es zwar keine Barriere. Aber der Kurs des Zertifikats passt sich – gehebelt – an die prozentuelle Veränderung des Goldpreises an. Der Haken: Rutscht das Zertifikat ins Minus, muss sich der Kurs prozentuell umso kräftiger wieder in die andere Richtung bewegen, um die Verluste erst einmal aufzuholen. Bei beiden Zertifikaten müssen Anleger zudem das Dollarrisiko beachten.