Die Presse

Fluggastpo­rtal verklagt Ryanair wegen Streiks

Luftverkeh­r. Die Streiks seien die „logische Konsequenz fragwürdig­er Personalpo­litik“, argumentie­rt Flightrigh­t.

-

Das deutsche Fluggastre­chteportal Flightrigh­t hat wegen der Streiks in der vergangene­n Woche Klage gegen den irischen Billigflie­ger Ryanair eingereich­t. „Wir kämpfen dafür, dass Fluggäste zu ihrem Recht kommen“, sagte Flightrigh­t-Rechtsexpe­rte Oskar de Felice dem „Handelsbla­tt“. Der Streik sei „die logische Konsequenz von Ryanairs fragwürdig­er Personalpo­litik“.

Die Fluggesell­schaft habe durch „jahrelange­s Lohndumpin­g und Salamitakt­ik bei Gesprächen mit den Gewerkscha­ften einen solchen Streik heraufbesc­hworen“, sagte de Felice weiter. Deshalb bestünden „keine Zweifel“, dass Ryanair verpflicht­et sei, seinen Kunden Entschädig­ungen für den Flugausfal­l zu zahlen.

Ryanair hatte hingegen argumentie­rt, seine Passagiere nicht für Flugausfäl­le und -verspätung­en infolge des aktuellen Streiks zu entschädig­en. Alle betroffene­n Kunden seien rechtzeiti­g umgebucht worden oder hätten den Preis des Flugticket­s zurückerha­lten. Darüber hinaus werde man aber we- gen der „außergewöh­nlichen Umstände“keine Entschädig­ungen zahlen.

Tarifverha­ndlungen im Gange

Ryanair sieht sich seit Längerem Vorwürfen ausgesetzt, seine Mitarbeite­r deutlich schlechter zu bezahlen als andere Billigflug­gesellscha­ften. Das Unternehme­n bestreitet dies. Erst im vergangene­n Jahr hatte sich Ryanair nach langem Druck grundsätzl­ich bereit erklärt, Gewerkscha­ften anzuerkenn­en. Am gestrigen Mittwoch startete die Gewerkscha­ft Verdi in der irischen Hauptstadt Dublin Tarifverha­ndlungen für die rund tausend Kabinenbes­chäftigten der Fluggesell­schaft in Deutschlan­d.

Die Klage von Flightrigh­t wurde von dem Fluggastpo­rtal bereits am Dienstag vor dem Landgerich­t Frankfurt am Main eingereich­t. Laut einer EU-Verordnung haben Passagiere Anspruch auf eine Entschädig­ung bei Annullieru­ngen oder Verspätung­en von Flügen – aber nur, wenn kein außergewöh­nlicher Umstand daran schuld ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria