Die Presse

Leoni-Aktie auf Talfahrt

Der Autozulief­erer verschreck­t die Analysten mit seinen Quartalsza­hlen. Der Vorstand kann das nicht nachvollzi­ehen.

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Der deutsche Autozulief­erer Leoni muss hohe Kosten für künftiges Wachstum stemmen und kommt deshalb mit seinem Gewinn in diesem Jahr voraussich­tlich nicht vom Fleck.

Trotz einer leicht erhöhten Umsatzerwa­rtung von mindestens 5,1 Mrd. Euro für 2018 blieb der Hersteller von Kabel- und Bordnetzsy­stemen bei der operativen Gewinnprog­nose von 215 bis 235 Millionen Euro für das Gesamtjahr. 2017 hatte der Konzern aus Nürnberg dank eines Sondergewi­nns durch einen Firmenverk­auf 225 Mio. Euro verdient.

Die am Mittwoch präsentier­ten Quartalser­gebnisse des Unternehme­ns fielen an der Börse jedenfalls durch. Die Aktie rauschte um mehr als zehn Prozent in die Tiefe. Analysten und Händler bemängelte­n, dass das operative Ergebnis zwischen April und Juni mit 62 Millionen Euro niedriger ausgefalle­n sei als erwartet. Der Rückgang betrug im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum rund 28 Prozent. Dass das Ergebnis nicht an den Wert des Vorjahres herankommt, war von Analysten zwar erwartet worden. Doch hatten sie im Mittel zumindest mit einem Ergebnis von 65 Mio. Euro gerechnet.

Vorstandsm­itglied Martin Stüttem bezeichnet­e den Kursverfal­l der Aktie angesichts eines Umsatz- wachstums von knapp acht Prozent im ersten Halbjahr als nicht nachvollzi­ehbar. „Wir sind sehr enttäuscht über diese Entwicklun­g.“Das Unternehme­n liege voll im Plan.

Der künftige Leoni-Chef, Aldo Kamper, tritt am 1. September sein Amt an und muss das Vertrauen in den Autozulief­erer wieder aufbauen. Das Unternehme­n war vor zwei Jahren in eine Krise gestürzt, unter anderem wegen eines Betrugsfal­ls. Sein Vorgänger Dieter Belle´ war im Jänner vorzeitig in Ruhestand gegangen. Große An- strengunge­n wird es das Unternehme­n unter der Führung des früheren Osram-Managers kosten, mit den frei verfügbare­n Mitteln wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Im ersten Halbjahr stand hier ein Minus von 140 Mio. Euro in der Bilanz. In diesem und dem kommenden Jahr ist es laut Finanz- und Übergangsc­hef Karl Gadesmann jedoch schwierig, einen positiven Cashflow vor Dividenden­auszahlung zu erreichen.

Ab 2020 peilt das Unternehme­n jedenfalls wieder zweistelli­ge Zuwachsrat­en an. Leoni erzielt 80 Prozent seines Umsatzes in der Autoindust­rie. (ag.)

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