Die Presse

Rendezvous mit dem Schicksal

Europa League. Rapid steht im Rückspiel gegen Slovan Bratislava unter enormem Druck, ein Scheitern hätte für den Klub fatale Folgen. Trainer Goran Djuricin steht unter Beobachtun­g.

-

Es ist ungemütlic­h in Hütteldorf, vor dem Rückspiel der dritten Qualifikat­ionsrunde der Europa League gegen Slovan Bratislava ist die Spannung beim österreich­ischen Rekordmeis­ter spürbar. Der Saisonstar­t in der Bundesliga verlief schlichtwe­g enttäusche­nd, von den eingeplant­en neun Punkten finden sich nach drei Spielen gegen Admira, Altach und Wolfsberg nur deren fünf auf dem Konto der Wiener – und schon beträgt der Rückstand auf Leader Salzburg früh in der Saison vier Punkte.

Doch es sind längst nicht nur die Ergebnisse, die den grün-weißen Anhang nachdenkli­ch stimmen. Die Art und Weise, wie die Mannschaft von Goran Djuricin Fußball spielt, missfällt. Noch war kaum Struktur zu erkennen, die Neuzugänge blieben bislang vieles schuldig – und das jüngste 0:0 gegen den WAC glich fast schon einer Bankrotter­klärung. Dabei hatte Djuricin nach dem 1:2 in Bratislava wenige Tage zuvor eine Reaktion seiner Spieler gefordert, am Ende wurden die Fragezeich­en aber nur noch größer. Es wurde viel diskutiert und besprochen im Westen Wiens, hoffentlic­h auch Klartext geredet, denn einen weiteren Umfaller im heutigen Rückspiel gegen Slovan Bratislava (20.30 Uhr, live in ORF eins) kann sich Rapid nicht leisten, weder budgetär noch aus Imagegründ­en. Nach einer Saison ohne Europacup sehnen alle im Verein die Gruppenpha­se herbei, das Erreichen dieser würde eine 2,92 Millionen Euro saftige Finanzspri­tze der Uefa garantiere­n, die drei Heimspiele wären mit hoher Wahrschein­lichkeit ausverkauf­t. Doch die entscheide­nde Frage

stehen in den Rückspiele­n der dritten Europa-LeagueQual­ifikations­runde mit dem Rücken zur Wand, alle drei Klubs haben die Hinspiele in der Vorwoche verloren.

sinnt danach, ein 1:2 gegen Slovan Bratislava in Hütteldorf wettzumach­en.

schlug sich beim 0:1 in Istanbul bei Be¸siktas¸ tapfer, muss sich zu Hause aber definitiv steigern. Die vermeintli­ch schwierigs­te Aufgabe hat das mit einem 0:2 zu AEK Larnaka flog. lautet: Wie schnell lernt Rapid aus den Fehlern des Saisonstar­ts, hält die Mannschaft der enormen Erwartungs­haltung und dem Druck stand? Ist dies nicht der Fall, dann neigt sich gewiss auch Djuricins Zeit bei Rapid eher früher als später dem Ende zu. „Wir wollen zusammen auskommen, es gibt kein Ultimatum“, hatte Sport-Geschäftsf­ührer Fredy Bickel erklärt.

Das sagte der Schweizer gewiss auch, um vor dem Rendezvous mit dem Schicksal nicht zusätzlich­es Öl ins Feuer zu gießen, den Fokus – so weit denn überhaupt möglich – auf das Sportliche zu richten. Sollte Djuricin mit Rapid scheitern, würde das freilich auch auf Bickel zurückfall­en. Der 53-Jährige hatte sich im Frühjahr für eine Vertragsve­rlängerung des Wieners eingesetzt und buhlt selbst um einen neuen Kontrakt (der aktuelle endet nach dieser Saison). Die sportliche­n Vorzeichen sind jedenfalls besorgnise­rregend und lassen Beobachter Schlimmste­s befürchten. Seit drei Spielen ist Rapid im Allianz-Stadion sieglos, erzielte dabei nur zwei Tore. Gegen den WAC wurde augenschei­nlich, dass niemand die Verantwort­ung übernehmen und vorangehen wollte. Wiederholt sich dieses Bild gegen Slovan, wird die Europacup-Saison der Hütteldorf­er zu Ende sein, bevor sie richtig begonnen hat.

Wie schon das Hinspiel in der Slowakei wird auch die Partie in Wien von der Exekutive als Hochrisiko­spiel eingestuft. Rund 1000 bis 1200 Slovan-Fans werden von der Wiener Polizei erwartet. „Unsere Maßnahmen betreffen nicht nur das Stadion und dessen Umfeld, sondern wir sind mit den Fans der Gäste ab der Grenze und in der Stadt dabei“, sagte Polizeispr­echer Patrick Maierhofer.

Die Gästefans werden individuel­l anreisen, ein Sonderzug wird demnach nicht bereitgest­ellt. Die Polizei hat für die Sicherung im Stadion und in dessen Umfeld rund 300 Beamte vorgesehen. Eine Vielzahl davon wird die SlovanFans ab der Grenze begleiten und den innerstädt­ischen Raum sichern sowie allfällige Verkehrsma­ßnahmen treffen. Insgesamt werden rund 1000 Polizisten im Einsatz sein. (cg)

Newspapers in German

Newspapers from Austria