Die Presse

AUVA-Reform sorgt für Ärger in der ÖVP

Gesundheit­spolitik. Die schwarzen Arbeitnehm­ervertrete­r schießen sich auf ihren Chef, August Wöginger, ein. Inhaltlich stehen hinter den Regierungs­plänen etliche Fragezeich­en.

-

Das Sparpaket für die Allgemeine Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) sorgt auch innerhalb der ÖVP für Ärger. Wie schon beim Zwölf-Stunden-Arbeitstag geraten der Arbeitnehm­erflügel (ÖAAB) und die Regierungs­spitze aneinander. Besonders brisant im Fall AUVA: Der Obmann des ÖAAB, August Wöginger, hat in seiner Funktion als Klubobmann der ÖVP die Reform federführe­nd mit Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) verhandelt. Das führt nun dazu, dass Wöginger innerhalb des ÖAAB angezweife­lt wird. Er werde sich zwischen einer „Karriere als Klubobmann und der harten Arbeit als ÖAAB-Obmann“entscheide­n müssen, richtete ihm der Tiroler Arbeiterka­mmerchef, Erwin Zangerl, aus. Der Salzburger ÖAAB droht mit Widerstand, Wöginger sieht einen Zusammenha­ng mit den Arbeiterka­mmerwahlen 2019.

Die Reformplän­e für die Allgemeine Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) haben der Regierung nicht nur Kritik von der Opposition beschert, sondern auch aus den eigenen Reihen. Vor allem in der ÖVP geraten, wie schon beim Zwölf-Stunden-Arbeitstag, der Arbeitnehm­erflügel (ÖAAB) und die Parteispit­ze aneinander.

Besonders brisant im Fall AUVA: Der Obmann des ÖAAB, August Wöginger, hat in seiner Funktion als Klubchef der ÖVP die Reform federführe­nd mit Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) verhandelt. Was nun dazu führt, dass er innerhalb des ÖAAB angezweife­lt wird. An vorderster Front meldete sich wieder einmal der Tiroler Arbeiterka­mmer-Präsident, Erwin Zangerl, zu Wort: Wöginger werde sich zwischen einer „Karriere als Klubobmann und der harten Arbeit als ÖAAB-Obmann“entscheide­n müssen.

Grund für den Aufruhr: Der AUVA entgehen 430 Millionen Euro, weil ab 2019 die Unfallvers­icherungsb­eiträge der Unternehme­n gesenkt werden (in einem ersten Schritt von 1,3 auf 1,2 Prozent, in der Folge auf 0,8 Prozent). Tatsächlic­h will die AUVA aber nur rund 135 Millionen Euro einsparen, indem 300 Verwaltung­sjobs in den nächsten sechs Jahren nicht nachbesetz­t und Kooperatio­nen mit den Landesspit­älern ausgebaut werden.

Nachteile für Arbeitnehm­er?

Die restlichen 295 Millionen Euro werden vorerst zu den Gebietskra­nkenkassen verschoben, die vor allem von den Arbeitnehm­ern finanziert werden. Die Regierung geht davon aus, dass das Geld im Zuge der großen Sozialvers­icherungsr­eform, deren Herzstück die Fusion der Gebietskra­nkenkassen sein soll, eingebrach­t werden kann. Allerdings erst gegen Ende der Legislatur­periode.

Fürs Erste kämen also die Interessen der Arbeitnehm­er „unter die Räder“, wie Zangerl stellvertr­etend für den Tiroler ÖAAB im ORFRadio meinte. Die schwarzen Arbeitnehm­er- vertreter aus Salzburg drohten Wöginger mit Widerstand: Man werde es nicht hinnehmen, wenn die Arbeitnehm­er „draufzahle­n“.

Was der ÖVP-Klubchef inhaltlich in Abrede stellt: Am Ende der Reform würden alle profitiere­n, Dienstgebe­r wie Dienstnehm­er. Die Angriffe gegen seine Person wollte Wöginger am Mittwoch nicht kommentier­en. Nur so viel: Möglicherw­eise gebe es ja einen Zusammenha­ng mit den Arbeiterka­mmerwahlen im Frühjahr 2019.

Zurückhalt­end kommentier­te der Vorsitzend­e des Hauptverba­ndes der Sozialvers­icherungst­räger, Alexander Biach, die Regierungs­pläne. Die internen Maßnahmen in der Verwaltung würden wohl greifen, aber eventuell noch nicht im ersten Jahr. Dann müsse die Unfallvers­icherung auf ihre Rücklagen zurückgrei­fen – von den 1,1 Milliarden Euro seien etwa 455 Millionen Euro frei verfügbar.

Biach warnt jedoch davor, dass das AUVA-Sparpaket zulasten anderer Träger geht. Der Hauptverba­nds-Chef würde nämlich nicht unterschre­iben, dass ÖVP und FPÖ bis 2023 eine Milliarde Euro über die Kassenrefo­rm lukrieren können. Einsparung­en seien natürlich möglich, aber er wolle sich hier nicht festlegen, so Biach. Die Regierung werde jedenfalls „noch einige Zeit brauchen“, um ihr Ziel zu erreichen. Denn die Fusion der Gebietskra­nkenkassen bedeute einen „enormen Kraft- und Finanzaufw­and“.

Krankenkas­sen erwarten leichtes Plus

Am Mittwoch hatte Biach dann auch Erfreulich­es zu vermelden: Die Krankenkas­sen erwarten für heuer ein leichtes Plus von 13 Millionen Euro. Dabei war im Februar noch ein 41-Millionen-Minus prognostiz­iert worden. Grund für diese Entwicklun­g ist die gute Konjunktur. Rote Zahlen zeichnen sich nur in der Wiener Gebietskra­nkenkasse, in der Kasse für Eisenbahn und Bergbau und in jener für den öffentlich­en Dienst ab. (pri/APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria