Mehr Jobmigranten aus Kroatien
Arbeit. Obwohl Türkis-Blau den Arbeitsmarkt für Kroaten bis 2020 gesperrt hat, kommen so viele Kroaten wie noch nie ins Land.
Die Zuwanderung von kroatischen Arbeitsmigranten nach Österreich war im Frühjahr ein großes Aufregerthema. Nach kontroversen Diskussionen hat TürkisBlau die Sperre für kroatische Arbeitnehmer bis Mitte 2020 verlängert. Vor allem die FPÖ setzte sich für einen Zuwanderungsstopp ein. Die Tourismusbetriebe in den westlichen Bundesländern forderten hingegen eine vollständige Öffnung des Arbeitsmarktes.
Nun stellt sich allerdings heraus, dass trotz der Sperre so viele Kroaten wie noch nie nach Österreich kommen. Dies zeigen Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, die der „Presse“vorliegen.
Im Juli 2018 gab es 32.558 kroatische Staatsbürger, die in Österreich einer unselbstständigen Beschäftigung nachgingen. Das ist ein neuer Rekord. Im Jahresvergleich hat sich die Zahl der Kroaten auf dem österreichischen Arbeitsmarkt um 11,5 Prozent erhöht. Zu beachten ist auch die langfristige Entwicklung: Seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 stellt der Hauptverband der Sozialversicherungsträger bei der Zahl der kroatischen Arbeitnehmer eine Verdoppelung fest. Trotz der Sperre finden Kroa- ten verschiedene Möglichkeiten, um in Österreich einer Arbeit nachzugehen. Dazu gehören beispielsweise saisonale Arbeitsverhältnisse im Tourismus. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Mangelberufe wie Elektroinstallateure, Platten- und Fliesenleger, Dachdecker und Kraftfahrzeugmechaniker. Auch durch Familienzusammenführungen stieg die Zahl der Kroaten in Österreich.
In Regierungskreisen heißt es, dass die Sperre des Arbeitsmarktes trotzdem sinnvoll gewesen sei. Denn ohne Restriktionen wären noch wesentlich mehr Kroaten nach Österreich eingewandert.
Viele Kroaten wanderten aus
Kroatien ist im Juli 2013 der EU beigetreten. Laut Beitrittsvertrag können die anderen EU-Mitgliedsländer die Arbeitnehmerfreizügigkeit für Kroaten für maximal sieben Jahre einschränken.
Österreich ist das einzige EULand, das die siebenjährige Sperre voll ausnutzt. In allen anderen Ländern dürfen Kroaten schon jetzt uneingeschränkt arbeiten. Angaben der kroatischen Zeitung „Jutarnji list“zufolge sind seit dem EU-Beitritt mindestens 250.000 Kroaten ins Ausland gezogen. Das Land zählt derzeit 4,1 Millionen Einwohner. Kroatische Politiker klagen, dass vor allem Fachkräfte ausgewandert sind. Sie sprechen auch von demografischen Problemen des Landes.
Die drei bevorzugten Destinationen für kroatische Auswanderer in der EU sind Deutschland, Irland und Österreich. In Irland durften Kroaten gleich nach dem EU-Beitritt arbeiten. Deutschland hat die Beschränkungen für Kroaten im Juli 2015 aufgehoben.
In Österreich sprachen sich Experten gegen eine Verlängerung der Sperre bis 2020 aus. Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien meinte, es sei klüger, den Arbeitsmarkt jetzt während der Hochkonjunktur zu öffnen als erst in zwei Jahren. Anders als die Regierung geht Hofer davon aus, dass der österreichische Arbeitsmarkt die zusätzlichen Beschäftigen aufnehmen kann.
Die Kroaten sind kein Einzelfall. Auch aus anderen europäischen Ländern kommen zahlrei- che Jobsuchende nach Österreich. Konkret stieg die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Juli 2018 auf 3.827.853. Das bedeutet, dass in Österreich im Jahresvergleich 87.716 neue Jobs geschaffen wurden. Davon gingen 33.262 Jobs an Inländer und 54.454 an Ausländer. Auf Platz eins bei den Ausländern lagen die Rumänen (7025 neue Jobmigranten), gefolgt von Ungarn (6653).
Auch viele Menschen aus Serbien, der Slowakei, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien und Polen kamen nach Österreich. Der Zuzug der Deutschen (plus 4140 Jobmigranten) hielt ebenfalls an.
Auch viele Flüchtlinge haben eine unselbstständige Beschäftigung gefunden. Wie aus der Statistik des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger hervorgeht, ist die Zahl der Menschen aus Afghanistan, die in Österreich einer Beschäftigung nachgehen, im Jahresvergleich von 2516 auf 8879 Personen gestiegen. Noch viel besser ist die Entwicklung bei Menschen aus Syrien. Hier stieg die Zahl der unselbstständig Beschäftigten um 3066 auf 7140 Personen.