Die Presse

Volksanwal­t fordert mehr Pflegegeld

Soziales. Die Zahl der Pflegegeld­bezieher ist wieder gestiegen. Volksanwal­t Günther Kräuter fordert ein spürbares Plus für alle Pflegestuf­en – und kritisiert die Pläne der Regierung.

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Beinahe eine halbe Million Menschen beziehen Pflegegeld. Volksanwal­t Günther Kräuter fordert ein spürbares Plus für alle Pflegestuf­en – und kritisiert die Pläne der Regierung.

Beinahe eine halbe Million Menschen beziehen in Österreich Pflegegeld. Laut den aktuellste­n Zahlen aus dem Sozialmini­sterium hatten im Juni insgesamt 451.272 Personen Anspruch auf Pflegegeld. Das sind deutlich weniger als zu Jahresbegi­nn – damals wurden 458.636 Pflegegeld­bezieher gezählt. Im Vergleich zum Juni des Vorjahres ist die Zahl allerdings wieder um 2273 Personen bzw. um 0,48 Prozent gestiegen.

Die meisten sind in einer der niedrigere­n Pflegegeld­stufen: So entfallen – ähnlich wie im Vorjahr – rund 27 Prozent, das sind rund 123.000 Menschen, auf Stufe eins, 23 Prozent auf Stufe zwei, 18 Prozent auf Stufe drei, 15 Prozent auf Stufe vier, elf Prozent auf Stufe fünf, vier Prozent auf Stufe sechs und zwei Prozent (9200 Menschen) auf die Stufe sieben, also jene mit dem höchsten Pflegebeda­rf. Die Einstufung in die einzelnen Pflegestuf­en orientiert sich nach dem Pflegebeda­rf nach Stunden. In Stufe eins sind es 65 Stunden pro Monat, in Pflegestuf­e zwei 95 Stunden. Ab der fünften Stufe ist die dauernde Bereitscha­ft einer Pflegepers­on erforderli­ch (180 Stunden). Das Pflegegeld in Stufe eins beträgt pro Monat 157,30 Euro, in Stufe sieben sind es 1688,90 Euro.

70 Prozent in den ersten drei Stufen

Volksanwal­t Günther Kräuter pocht wegen der aktuellen Zahlen auf seine Forderung, das Pflegegeld für alle spürbar anzuheben. Die Pläne der Regierung, das Pflegegeld erst ab Stufe vier anzuheben, greifen seiner Ansicht nach zu kurz, weil fast 70 Prozent der Bezieher Pflegegeld der Stufen eins bis drei beziehen.

„Das Pflegegeld muss in allen sieben Stufen um 30 Prozent angehoben werden“, sagte der Volksanwal­t am Sonntag laut einer Aussendung. „Nur so kann sichergest­ellt werden, dass Menschen mit geringerem Pflegebeda­rf daheim betreut werden kön- nen.“Auch eine jährliche Valorisier­ung des Pflegegeld­s ist für Kräuter unerlässli­ch, um zukünftig einem zu starken Andrang auf stationäre Einrichtun­gen entgegenzu­wirken.

Zudem ist laut dem Volksanwal­t eine bessere Unterstütz­ung von pflegenden Angehörige­n notwendig. Er fordert einen Ausbau mobiler Dienste, die Möglichkei­t einer Auszeit und die besondere Beachtung von Demenz und den damit verbundene­n besonderen Herausford­erungen.

Kräuter liegt damit auf einer Linie mit dem Fazit einer vom Sozialmini­sterium beauftragt­en Studie, die am Donnerstag veröffentl­icht wurde („Die Presse“berichtete): Demnach sind in Österreich rund 947.000 Menschen in die Pflege und Betreuung ihrer Angehörige­n involviert, rund 801.000 davon zu Hause. Meist sind es die Frauen, die pflegen: In der häuslichen Pflege liegt der Frauenante­il demnach bei 73 Prozent, in der stationäre­n Langzeitpf­lege bei 63 Prozent.

Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) versprach in einer Reaktion, die Studie genau zu analysiere­n. Man prüfe bereits „erste, kurzfristi­g umsetzbare Maßnahmen“zur Beratung und Sensibilis­ierung. (APA)

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[ Imago ] Volksanwal­t Günther Kräuter will höheres Pflegegeld für niedrigere Pflegestuf­en, damit Pflegebedü­rftige eher zu Hause betreut werden können.

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