Zahlreiche Festnahmen bei Neonazi-Aufmärschen
Berlin. Mehr als 600 Teilnehmer bei Märschen im Gedenken an HitlerVize Rudolf Heß. Gegendemonstranten warfen Steine und Flaschen.
Bei rechtsextremen Aufmärschen zum Todestag des einstigen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß (1894–1987) und Gegendemos hat die Polizei am Samstag in Berlin 29 Menschen vorläufig festgenommen. Sechs Polizisten wurden nach Angaben vom Sonntag bei den Einsätzen verletzt, die sich auf die Bezirke Spandau und Friedrichshain konzentrierten. Insgesamt wurden 45 Strafverfahren eingeleitet.
Wegen absehbarer Gegendemonstrationen hatten Rechtsextreme einen Aufmarsch in Berlin-Spandau abgesagt und wichen in den Osten der Stadt aus. An einer Gegendemo beteiligten sich mehr als 1000 Menschen, im Anschluss fand ein „Demokratiefest“mit tausenden Teilnehmern statt. An den Heß-Gedenkmärschen waren mehr als 600 Personen beteiligt
Auf der Internetseite der Initiative „Berlin gegen Nazis“hieß es, Rechtsextreme hätten Gegendemonstranten angegriffen. Die Polizei wiederum ging nach eige- nen Angaben gegen Flaschen- und Steinwerfer auf Seiten der Gegendemonstranten vor. Diese hatten auch Sitzblockaden gebildet, um den Zug der Rechtsextremen zu stoppen; die meisten Teilnehmer gingen aber auf Aufforderung der Polizei zur Seite, einige mussten weggetragen werden.
Mehr als 2300 Beamte waren im Einsatz. Die Gegenkundgebung in Spandau war vom Berliner „Bündnis gegen Rechts“organisiert. Unterstützt wurde sie unter anderem von Berlins Bürgermeister, Michael Müller, und der deutschen Familienministerin, Franziska Giffey (beide SPD), sowie von CDU, SPD, Linkspartei und Grünen, von Kirchen und Gewerkschaften.
Heß war 1941 heimlich mit einem Kampfflugzeug nach Großbritannien geflogen, um, wie er sagte, die Briten zu einem Frieden zu bewegen. Nach dem Krieg war er im Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten in Spandau inhaftiert und beging dort am 17. August 1987 Suizid. (ag.)