Die Presse

Seltene Allianz gegen Hacker

Krankenhau­s Nord. FPÖ, ÖVP und Neos mobilisier­en gegen die SPÖ. Ihr wird vorgeworfe­n, die Untersuchu­ngskommiss­ion zu hintertrei­ben.

- VON DIETMAR NEUWIRT

Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bewegt sich auf dünnem Eis. Auf sehr dünnem sogar. Sofern im Hochsommer ein derartiges Sprachbild verständli­ch ist. Jedenfalls hat er den geballten Unmut aller drei im Wiener Gemeindera­t vertretene­n Opposition­sparteien auf sich zugezogen. Der ihm unterstehe­nde Wiener Krankenans­taltenverb­und KAV sowieso.

Heute, Montag, wollen sich FPÖ, ÖVP und Neos in einer seltenen Allianz mit einer Art Hilfeschre­i an die Öffentlich­keit wenden. Gefordert wird mehr Tempo des KAV bei der Übermittlu­ng von Akten/Rechnungen an die Mitglieder der U-Kommission zum Krankenhau­s (KH) Nord. Jener Kommission, die der neue Bürgermeis­ter, Michael Ludwig, selbst mit den Grünen beschließe­n ließ. Die Opposition nämlich war zuvor gespalten, wann es parteipoli­tisch besonders opportun wäre, dass sich die Gemeinderä­te mit der aufklärung­sbedürftig­en Kostenexpl­osion und der massiven Zeitverzög­erung beim Bau des Spitals in Wien-Floridsdor­f beschäftig­en sollten.

Bei einer Pressekonf­erenz am Montag sollen nun – eine nicht gerade alltäglich­e Allianz – die Gesundheit­ssprecher von FPÖ, Wolfgang Seidl, und ÖVP, Ingrid Korosec, sowie der künftige Klub- und wahrschein­liche Stadtparte­ichef Christoph Wiederkehr von den Neos nebeneinan­der den Journalist­en gegenübers­itzen. Der Hintergrun­d: Zuletzt hat Hacker mehr Tempo von der U-Kommission gefordert. Eine Untersu- chungskomm­ission sei mehr als „ein paar Presseauss­endungen zu alten Geschichte­n aus dem Rechnungsh­ofbericht“, mahnte Hacker in der „Kronen Zeitung“, die dem Gespräch mit dem Stadtrat die Schlagzeil­e „Kommission im Schnarchna­senmodus“verpasste.

„Fadenschei­nige Begründung­en“

Das wollen die Opposition­smandatare nach einer mehr als zweiwöchig­en Schrecksek­unde nicht auf sich sitzen lassen. Sie meinen, Indizien zu haben, dass die SPÖ ihrerseits die Arbeit der U-Kommission verschlepp­e.

Auch Stadtrat Hacker verweigere bestimmte Unterlagen unter fadenschei­nigen Begründung­en, heißt es im Rathaus nicht ohne Verbitteru­ng. Mit Interesse wird von der Opposition vermerkt, dass der ohnedies durch interne Existenzän­gste und Führungsde­batten belastete grüne Koalitions­partner die SPÖ allein stehen lasse. Mehr noch: Manchmal gebe es hinter vorgehalte­ner Hand sogar von grüner Seite dezente Hinweise, wo es sich denn lohnen könnte, noch nachzufrag­en.

Dass sich überhaupt ein Stadtrat – als Teil der Exekutive – derartige Kritik an der Legislativ­e beziehungs­weise an ihn und sein Ressort kontrollie­renden Mandataren herausnimm­t, daran hat sich übrigens bisher kaum jemand gestoßen. Zu sehr könnte sich der krause Gedanke manifestie­rt haben, die SPÖ und Wien seien im Grund eins. Wen wundert es also, wenn die SPÖ schon vom Wiedererla­ngen der absoluten Mandatsmeh­rheit träumt.

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