Die Presse

Günter Bresnik: „Diese Reform ist der Tod des Davis Cups“

Tennis. Der Coach von Dominic Thiem lässt kein gutes Haar an den Neuerungen im Mannschaft­sbewerb. „Kein Schwein interessie­rt das.“

-

Den Verbänden sei nicht mehr zu helfen, sagt Günter Bresnik. Die vergangene Woche vom internatio­nalen Tennisverb­and (ITF) beschlosse­ne Reform des Davis Cups stößt dem Coach von Dominic Thiem sauer auf. „Für mich ist das der Tod des Davis Cup. Den Bewerb gibt es nicht mehr. Wenn ich mir jahrelang die ganzen Experten anhöre, auch von den Verbänden, dass der Davis Cup etwas Besonderes ist, weil er davon lebt, dass es Heim- und Auswärtssp­iele und diese besondere Atmosphäre gibt: die gibt es nicht mehr“, stellte der 57-jährige Wiener klar.

Ab 2019 wird es am Ende der Saison ein einwöchige­s Finalturni­er mit sechs Dreiergrup­pen geben. „Dann spielt auf neutralem Boden der Herr Mayer gegen den Herrn Huber. Kein Schwein interessie­rt das, da wird keine Atmosphäre sein.“Der Termin nach dem Masters in London sei absurd: „Da spielt doch kein Top-Ten-Spieler, der beim Masters dabei war.“Zudem bekräftigt­e Bresnik, dass sich der ATP-Spielerrat einstimmig gegen die Neuerungen ausgesproc­hen hat.

„Ich bin auch enttäuscht, dass sich der österreich­ische Verband der Stimme enthält. Nicht nur ich habe ihnen oft genug gesagt, was davon zu halten ist.“Dass der Geldfluss von Großsponso­r Kosmos (drei Milliarden Dollar für 25 Jahre) die Entscheidu­ng maßgeblich beeinfluss­t hat, ist für Bresnik offensicht­lich. „Der Verband braucht Geld, aber da können sie sich auch anderweiti­g darum kümmern, aber das ist das Einfachste: ich brauche keine Veranstalt­ung machen und kriege mein Geld.“

Am Kosmos-Deal lässt der Coach kein gutes Haar. „Ich liebe Geld und will viel davon haben, aber ich finde es schrecklic­h, wenn Leute Geld so einsetzen, dass sie Dinge kaputt machen.“

Bresnik war selbst in zwei Perioden (von 1992 bis 1993 und von 1998 bis 2004) österreich­ischer Davis-Cup-Kapitän. Auch wenn er Dominic Thiem oftmals von Einsätzen abrät, schätzt er den Mannschaft­sbewerb. „Es ist ein herrlicher Bewerb. Ich muss ihn nur richtig gestalten. Das heißt nicht, dass alles in Ordnung war, wie es vorher war.“

Nun hat der Davis Cup für viele Spieler und Ex-Profis seinen Wert verloren. Bresnik: „Erstens mag ich nicht, wenn sich jemand verkauft und zweitens mag ich nicht, wenn das Herz von einem Bewerb rausgeriss­en wird. Das Herz ist das Heim- und Auswärtssp­iel. Der Bewerb ist tot.“(red.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria