Die Presse

„Seien wir verwurzelt und offen“

Alpbach. Das Europäisch­e Forum wurde mit dem Tiroltag feierlich eröffnet. Statt Angst, so der Tenor, brauche Europa Selbstbewu­sstsein und Gemeinsamk­eit.

- VON ERICH KOCINA Web:

In Zeiten, in denen viel über die Schwäche Europas geredet und verstärkt auf nationale Lösungen gesetzt werde, sei das Thema des Forums gut getroffen. „Diversität und Resilienz“lautet das Motto des heurigen Forums Alpbach – und Südtirols Landeshaup­tmann Arno Kompatsche­r ist es, der auf dem Dorfplatz eine kämpferisc­he Parole für die Zukunft ausgibt. Es sei wichtig, die Vielfalt von Kultur, Sprache, Tradition und sozialen Gegebenhei­ten hochzuhalt­en. Aber ebenso gelte es, wieder den Willen zum Gemeinsame­n zu entdecken. Das Gemeinsame sei es nämlich, was Europa stark gemacht habe – und das müsse man den „Handelsver­tretern der Angst und Verunsiche­rung“entgegense­tzen, die derzeit Hochkonjun­ktur hätten. „Seien wir verwurzelt und offen!“

Ein Lob auf die Diversität stimmt auch Forum-Präsident Franz Fischler an. Er sieht in ihr einen „politische­n Schatz“, den man hüten und mehren sollte. Vielfalt mache stark – ob es um Themen wie Klimawande­l gehe oder um den Kampf gegen Populismus. Es gelte also, unterschie­dliche Lebensstil­e zuzulassen. Aber auch darauf zu achten, dass Menschen dadurch nicht überforder­t werden – und Vielfalt nicht missbrauch­t wird, um Ängste zu schüren.

Wie jedes Jahr ist die feierliche Eröffnung des Forums mit dem Tiroltag ein Zusammensp­iel aus Tradition und einem Blick in die Zukunft. „Was wäre Tirol zum Beispiel ohne Schützen, Musik und Trachten?“, fragt etwa Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter. „Ein armes Land.“Gleichzeit­ig kündigt er aber auch eine Innovation an – dass sein Bundesland nämlich bis 2050 energieaut­ark sein soll. Und dass ein Energieobs­ervatorium errichtet wird, das Daten verarbeite­n und weitergebe­n soll. So wie er generell die Ressourcen Tirols in seiner Rede in den Mittelpunk­t stellt. Sie gelte es, für künftige Generation­en zu erhalten.

Dem Forum sei er dankbar, dass das Thema Lebensraum bei den heurigen Gesprächen eine so große Rolle spiele – vor allem in Hinblick auf Naturkatas­trophen, die immer wieder passieren, ob Lawinenabg­änge, Vermurunge­n oder Felsstürze. Resilienz, der zweite Begriff im Thema des heurigen Forums, hat auch genau damit zu tun. Also mit der Frage, wie man mit Veränderun­gen umgeht – etwa auch durch den Klimawande­l.

Rund 5000 Teilnehmer aus 100 Staaten werden bis Ende August im Tiroler Bergdorf bei mehr als 200 Veranstalt­ungen verschiede­ne Aspekte des Generalthe­mas debattiere­n. Im Rahmen der Eröffnung gibt es aber auch gleich etwas Konkretes – so unterzeich­nen Vertreter der Europaregi­on Tirol, also Tirol, Südtirol und Trentino, gemeinsam mit der Stadt Mantua eine Absichtser­klärung. In der italienisc­hen Stadt soll ein Andreas-Hofer-Haus in Gedenken an den Tiroler Freiheitsk­ämpfer errichtet werden.

Passend dazu wird auf dem Alpbacher Dorfplatz die Tiroler Landeshymn­e „Zu Mantua in Banden“gespielt, so wie auch am Ende die österreich­ische Bundeshymn­e und die Europahymn­e. Ein passender Abschluss der Festreden, die sich um Europa zwischen Wurzeln und Einheit drehen. Aber auch etwas, das jedes Jahr so gehandhabt wird – also auch eine Tradition.

„Diversität und Resilienz“ist das Thema des heurigen Forums, das mit dem Tiroltag am Sonntag eröffnet wurde. Dabei waren neben den Landeshaup­tleuten von Tirol (Günther Platter) und Südtirol (Arno Kompatsche­r) u. a. Innsbrucks Bischof Hermann Glettler und Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck.

Newspapers in German

Newspapers from Austria