Wenn Währungen zum Risiko werden
Devisen. Wer außerhalb der Eurozone investiert, muss derzeit viel Umsicht walten lassen. Denn an den Währungsmärkten geht es ziemlich turbulent zu, wenngleich die Gründe dafür höchst unterschiedlich sind.
Für Devisenhändler ist es eine überaus spannende Zeit. Denn derzeit stehen zahlreiche Währungen im Fokus der Investoren – wenn auch nicht ganz freiwillig. Doch eines sei gleich vorweg klargestellt: Für Privatanleger ist der Devisenmarkt als Tummelplatz eher nicht geeignet.
Währungen lassen sich praktisch rund um die Uhr handeln, es werden in diesem Segment Beträge in Billionenhöhe verschoben. Da haben Kleinanleger nichts verloren. Bei der Veränderung eines Wechselkurses geht es in der Regel nur um Cent-Beträge, die man als Einzelner weder beeinflussen noch Gewinn daraus ziehen kann.
Zwar ist das einem, und zwar George Soros 1992, gelungen, als er die Bank of England in die Knie zwang und das Pfund auf Talfahrt schickte. Doch war dies quasi einmalig in der Geschichte. Und hat sich bis dato nicht wiederholt.
Auch wenn Anleger auf dem Devisenmarkt nicht mitmischen sollten, können sie die Auf- und Abwertung einer Währung durchaus nutzen. Zu spüren bekommen sie Wechselkurseffekte jedenfalls, und zwar dann, wenn sie Aktien oder einen Kredit in fremder Währung besitzen oder außerhalb der Eurozone auf Urlaub sind. Als die „populärste“Fremdwährung für Euro-Anleger gilt gemeinhin der Dollar. Leitzinserhöhungen in den USA und eine überaus gute Konjunktur haben die Vereinigten Staaten zu einem noch attraktiveren Anlageort gemacht. Das mag auf den ersten Blick überraschend klingen, denn US-Präsident Donald Trump tut mit seiner Politik viel dafür, um Ausländer (ob Unternehmer oder Menschen) abzuschrecken oder fernzuhalten. Doch erntet er auch die Früchte einer global guten Wirtschaftsentwicklung, die dem Greenback in die Hände spielt. Für amerikanische Unternehmen, die ihre Um- sätze vorwiegend im Ausland erzielen, ist eine Aufwertung der Landeswährung nicht erfreulich. Es wird für andere nämlich teurer, die Waren zu importieren. Am Ende kann dies dazu führen, dass weniger Produkte abgesetzt werden oder billiger gemacht werden müssen, was wiederum die Gewinnaussichten negativ beeinflussen kann.
Für Anleger, die ihr Geld in USFirmen investiert haben, kann das freilich langfristig zum Problem werden. Auf kurze Sicht ist ein starker Dollar für Euro-Anleger aber erfreulich. Denn ihre US-Papiere werden immer mehr wert.
So konnte der amerikanische Dow-Jones-Index auf Dollarbasis im bisherigen Jahresverlauf um rund drei Prozent zulegen. Aus Sicht eines Euroanlegers ging es hingegen um knapp neun Prozent nach oben.
Bei einem Anlagevolumen von 5000 Euro (blendet man alle Spesen aus) macht das immerhin einen Gewinn-Unterschied von rund 300 Euro. Ein Gutteil der Buchgewinne, die Aktionäre aus der Eurozone einfahren konnten, ist also nichts anderes als die Schwäche ihrer eigenen Währung. Da haben Anleger sogar noch Spielraum für etwaige Kursverluste ihrer Papiere. Ist der Dollar zu stark, kann das jedoch zu Problemen in einigen Schwellenländern führen. Denn zahlreiche Emerging Markets sind in der ausländischen Währung verschuldet. Steigen die Zinsen nun also im Dollarraum, wird es für die Staaten zunehmend teurer, ihre Schulden zu bedienen. Finanzmarktteilnehmer ziehen deshalb ihr Kapital aus diesen Märkten ab. In den USA bekommen sie schließlich auch ganz passable Zinsen, ohne dafür ein hohes Risiko in Kauf nehmen zu müssen.
Allerdings verschulden sich manche Schwellenländer auch in Dollar, was das Währungsrisiko etwas abmildern kann. Euro-Anlegern bliebe dennoch ein DollarExposure. Allerdings kommt bei Hartwährungsanleihen das Kreditrisiko hinzu: Ein Staat kann eine fremde Währung bei Zahlungsschwierigkeiten nicht einfach so abwerten.
Ziehen internationale Investoren ihre Gelder aus einer Schwellenland-Währung ab, hat das auch Auswirkungen auf die Lokalwährung, die noch stärker unter Druck geraten kann. Zuletzt konnte man das in der Türkei beobachten. Das Rekordtief der Lira ist aber in erster Linie der Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ und dem mangelnden Vertrauen der Investoren geschuldet.
Für Touristen ist der Kurseinbruch erfreulich, da es für einen Euro mehr Lira (oder Waren) gibt. Aktionäre müssen dagegen eine bittere Pille schlucken, weil sich ihr Vermögen, sofern sie es an der Börse Istanbul investiert haben, seit Jahresbeginn halbiert hat. Ein kleiner Trost: US-Anleger hat es noch schlechter getroffen.
Auch das britische Pfund befindet sich derzeit in einer Schwächephase. Grund dafür ist die Sorge darüber, wie sich der EU-Austritt Großbritanniens gestalten wird. Viele setzen deshalb bereits auf eine weitere Abwertung der Währung. Einige Marktteilnehmer schließen sogar eine Parität zum Euro nicht aus. Für Anleger wäre das nicht besonders gut. Denn die Stärke des Euro hat ihnen in diesem Jahr im FTSE 100 bereits ein Minus von drei Prozent eingebracht. Auf Pfundbasis lag der Verlust bei nur zwei Prozent, auf Dollar-Basis jedoch bei acht Prozent.