Gute Gründe, falsche Entscheidung
Ein Hedgefonds-Manager wettete gegen Tesla, verkaufte Apple und kaufte Bayer.
Soll man vor dem Investieren überhaupt nachdenken, wenn der sprichwörtliche Affe mit dem Dartpfeil scheinbar genauso oft trifft?
Hedgefonds-Manager David Einhorn von Greenlight Capital sucht nach plausiblen Gründen, warum bestimmte Aktien wohl steigen oder fallen werden. Dann kauft er sie – oder wettet auf fallende Kurse. Doch heuer lag er in so ziemlich allem falsch, wie er kürzlich einräumte. So hatte er sich von Apple getrennt, da er dem iPhone-Hersteller nicht mehr viel Potenzial zutraute. Die Aktie ist jedoch gestiegen, Apple ist an der Börse inzwischen mehr als eine Billion Dollar wert.
Weiters wettete Einhorn gegen Tesla, da ihm der verlustträchtige E-Autobauer von Elon Musk angesichts verpasster Produktionsziele überbewertet schien. Die Tesla-Aktie stieg aber. Wenn Musk seine Pläne umsetzt, den Konzern um 420 Dollar je Aktie von der Börse zu nehmen, hätte sie weiteres Potenzial: Derzeit kostet sie 309 Dollar.
Bayer gefiel Einhorn hingegen. 2016, als unklar war, ob Bayer die Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto gelingen würde, sagte Einhorn: „Ob sie es zum Altar schaffen oder nicht, es wird auf jeden Fall eine Party für Bayer-Aktionäre. Mit Kuchen. Wir mögen Kuchen.“Damals war das plausibel: Analysten stießen sich am hohen Preis und dem schlechten Image von Monsanto. Wäre der Deal gescheitert, hätte es kurzfristig eine Erleichterungsrallye bei Bayer gegeben. Langfristig sahen sie eine Übernahme aber als sinnvoll an. Dass gegen Monsanto mehrere Klagen anhängig waren, war bereits bekannt und eingepreist, wie man dachte. Was sollte also passieren?
Heute weiß man es. Die Hochzeit fand statt, ein US-Gericht verurteilte Monsanto in einem Fall zu hohem Schadenersatz, die Bayer-Aktie ist seitdem um mehr als ein Fünftel gefallen.
Das wirft die Frage auf: Soll man vor dem Investieren überhaupt nachdenken, wenn der sprichwörtliche Affe mit dem Dartpfeil scheinbar genauso oft trifft? Ja. Zumindest hat man dann aus guten Gründen gehandelt – auch wenn sich diese als falsch erweisen.