Die Presse

US-Börsen schon wieder vorn

Aktien. Seit Jahresbegi­nn haben US–Aktien zugelegt, während die anderen Börsen überwiegen­d gefallen sind. Grund ist die Steuerrefo­rm, aber auch die Technologi­elastigkei­t.

- VON BEATE LAMMER

Zinserhöhu­ng hin, Dollarstär­ke her: Schon wieder haben sich die US-Börsen besser als der Rest der Welt gehalten. Seit Jahresbegi­nn hat der Aktieninde­x S&P-500 um sechs Prozent zugelegt. Auf Eurobasis läge das Plus sogar bei zwölf Prozent, da der Dollar seitdem ebenfalls erstarkt ist. Noch deutlicher kletterten die Aktien im technologi­elastigen Nasdaq-100-Index, nämlich um 15 Prozent auf Dollar- oder 21 Prozent auf Eurobasis.

Zum Vergleich: Der Euro Stoxx 50 hat seit Jahresbegi­nn acht Prozent verloren, der heimische ATX fast fünf Prozent und der Schwellenl­änderaktie­nindex MSCI Emerging Markets zwölf Prozent auf Dollar- oder sieben Prozent auf Eurobasis.

Ein Grund ist die US-Steuerrefo­rm. Diese wird zwar heftig kritisiert, weil sie mitten in der Hochkonjun­ktur erfolgt. Dem Aktienmark­t hilft sie aber vorerst. BlackRock-Experte Richard Turnill erwartet, dass die Gewinnstär­ke der Unternehme­n, insbesonde­re in den USA, noch bis Ende 2018 anhält. Bei BlackRock hält man vor allem Technologi­eund Finanztite­l für interessan­t. In Europa sei das Gewinnwach­stum hingegen relativ gedämpft, die politische­n Risken seien höher. Auch mangle es der Region an typischen Wachstumsw­erten (Unternehme­n, deren Aktien zwar nicht billig sind, die aber stark wachsen). Die BlackRock-Experten stehen europäisch­en Aktien daher vergleichs­weise negativ gegenüber.

Tatsächlic­h waren es in der ersten Jahreshälf­te vor allem teure, aber wachstumss­tarke Technologi­eaktien, die den Aktienmark­t neue Höhen erklimmen ließen. Die Bewertungs­differenze­n zwischen billigen und teu- ren Aktien waren zuletzt so hoch wie seit 16 Jahren nicht mehr, schreibt Paul Quinsee, Aktienmark­texperte bei JP Morgan AM. Anleger fürchten offenbar, dass ältere, traditione­lle Unternehme­n durch die Umbrüche (Disruption­en), die sich durch neue Technologi­en ergeben, ins Hintertref­fen geraten könnten. Dieses Risiko bestehe zwar, meint man bei JP Morgan AM. Doch könne der ausgeprägt­e Pessimismu­s auch einige interessan­te Chancen bieten. Den Fondsmanag­ern von JP Morgan AM gefallen derzeit vor allem Bankaktien, die von steigenden Zinssätzen profitiere­n, weil dadurch auch ihre Margen steigen.

Unter den Growth-Aktien ist Software ein beliebtes Anlagethem­a. Viele Technolo- gieunterne­hmen hatten in den vergangene­n Monaten allerdings mit Gegenwind zu kämpfen. So machte Facebook der Skandal um User-Daten zu schaffen, die die britische Datenanaly­sefirma Cambridge Analytica missbräuch­lich verwendet hatte. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt Amazon den Kampf angesagt, weil das Unternehme­n nach Ansicht Trumps zu wenig Steuern zahle und das Postsystem überlaste.

Quirien Lemey von Degroof Petercam glaubt aber, dass die Technologi­eunternehm­en gestärkt aus solchen Krisen hervorgehe­n werden: Zwar werde es mehr Regulierun­g geben, eine solche sorge aber auch für größere Markteintr­ittsbarrie­ren, was den etablierte­n Firmen hilft.

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[ AFP ]

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