Die Presse

Tauziehen im Agrarsekto­r

Zertifikat­e. Die Klimaauswi­rkungen auf den Agrarsekto­r sind spürbar. Risikobewu­sste Anleger können Rücksetzer für einen Einstieg nutzen.

- VON RAJA KORINEK

Die endlose Hitzewelle in Europa macht nicht nur vielen Menschen zu schaffen. Auch die Ernte ist davon betroffen. Das bestätigen Zahlen zu den Schäden, die durch die aktuelle Dürre verursacht wurden. Die Hagelversi­cherung in Österreich rechnet mit einer Schadenssu­mme von gut 210 Mio. Euro in der heimischen Landwirtsc­haft. Wobei das vollständi­ge Ausmaß von der Entwicklun­g bei Herbstkult­uren abhänge, heißt es bei der Hagelversi­cherung. Auch anderswo hat die Dürre Spuren hinterlass­en. In Deutschlan­d summieren sich die Schäden stark betroffene­r Bundesländ­er auf 1,1 Mrd. Euro.

Das hatte deutliche Folgen für die Agrarpreis­e auf den internatio­nalen Rohstoffmä­rkten. Vor allem der Weizenprei­s legte in den vergangene­n Monaten ein gutes Stück zu. Hier war die Sorge über Schäden besonders groß. Doch gerade weil Agrarpreis­e besonders sensibel auf Wettermeld­ungen reagieren, kann es auch genauso rasch eine Korrektur geben.

Genau das ist nun der Fall. Gute Witterungs­bedingunge­n während wichtiger Entwicklun­gsphasen veranlasst­en das US-Landwirtsc­haftsminis­terium USDA, die Prognosen für die Mais- und Sojabohnen­ernten in den USA für das Erntejahr 2018/19 zu erhöhen. Bei Sojabohnen wird ein neuer Rekord von fast 125 Millionen Tonnen erwartet, schreiben die Rohstoffan­alysten der Commerzban­k.

Zwar gibt es gegenüber dem Vorjahr einen kleinen Rückgang bei der Anbaufläch­e von Soja. Doch das wird durch besonders hohe Erträge mehr als wettgemach­t. Und so führte die US-Rekordernt­e gleich weltweit zu einem Überschuss. Statt zwei Millionen Tonnen im vergangene­n Juli setzt das USDA bei den Prognosen derzeit zehn Millionen Tonnen an. Ähnlich fruchtbar fällt die Prognose anderswo aus. Bei Mais soll es trotz erneut rückläufig­er Anbaufläch­en aufgrund eines erwarteten Rekords bei den Erträgen zur dritthöchs­ten US-Ernte aller Zeiten kommen. Diese Ankündigun­gen hatten zuletzt für Preisrücks­etzer bei allen drei Agrarrohst­offen inklusive Weizen gesorgt.

Das kann wiederum neue Chancen eröffnen. Sehr risikobewu­sste Anleger können zum Beispiel den Rücksetzer für einen Einstieg nutzen, wenn sie mit einem langfristi­g steigenden Trend bei Agrarpreis­en rechnen. Allerdings werden auf der Börse die künftigen Preise mittels Derivaten gehandelt. Diese müssen laufend verlängert werden und können vom aktuellen Preis ein gutes Stück abweichen. Manchmal zugunsten, manchmal zum Nachteil der Anleger, je nachdem, ob künftig mit einem Ernteübers­chuss oder einem -defizit ge- rechnet wird. So gibt es zum Beispiel das ETFS Agricultur­e ETC (DE000A0KRK­B8). Das Zertifikat bildet den Bloomberg Agricultur­e Subindex ab und ist obendrein besichert. Dabei wird die künftige Preisentwi­cklung von neun Rohstoffen wie Mais, Weizen und Kaffee abgebildet.

Anleger, die nicht direkt auf Agrarpreis­e setzen wollen, können auf Unternehme­n setzen, die im Agrarsekto­r tätig sind, etwa Archer Daniels Midland. Der Konzern ist einer der größten Verarbeite­r von Sojaschrot, Sojaöl, Palmöl, Ethanol, Fruktosesi­rup und Backmehlen. Auf die weitere Kursentwic­klung können risikobewu­sste Anleger zum Beispiel mit einem Turbozerti­fikat der Commerzban­k setzen. (DE000CV32E­09). Dabei verändert sich der Zertifikat­ekurs im Vergleich zum Aktienkurs mit einem aktuellen Hebel von 2,06. Wird nach unten die Barriere von 26,5257 Dollar berührt oder unterschri­tten, verfällt das Zertifikat wertlos. Auch müssen Anleger das Dollarrisi­ko bei beiden Zertifikat­en beachten.

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