Tauziehen im Agrarsektor
Zertifikate. Die Klimaauswirkungen auf den Agrarsektor sind spürbar. Risikobewusste Anleger können Rücksetzer für einen Einstieg nutzen.
Die endlose Hitzewelle in Europa macht nicht nur vielen Menschen zu schaffen. Auch die Ernte ist davon betroffen. Das bestätigen Zahlen zu den Schäden, die durch die aktuelle Dürre verursacht wurden. Die Hagelversicherung in Österreich rechnet mit einer Schadenssumme von gut 210 Mio. Euro in der heimischen Landwirtschaft. Wobei das vollständige Ausmaß von der Entwicklung bei Herbstkulturen abhänge, heißt es bei der Hagelversicherung. Auch anderswo hat die Dürre Spuren hinterlassen. In Deutschland summieren sich die Schäden stark betroffener Bundesländer auf 1,1 Mrd. Euro.
Das hatte deutliche Folgen für die Agrarpreise auf den internationalen Rohstoffmärkten. Vor allem der Weizenpreis legte in den vergangenen Monaten ein gutes Stück zu. Hier war die Sorge über Schäden besonders groß. Doch gerade weil Agrarpreise besonders sensibel auf Wettermeldungen reagieren, kann es auch genauso rasch eine Korrektur geben.
Genau das ist nun der Fall. Gute Witterungsbedingungen während wichtiger Entwicklungsphasen veranlassten das US-Landwirtschaftsministerium USDA, die Prognosen für die Mais- und Sojabohnenernten in den USA für das Erntejahr 2018/19 zu erhöhen. Bei Sojabohnen wird ein neuer Rekord von fast 125 Millionen Tonnen erwartet, schreiben die Rohstoffanalysten der Commerzbank.
Zwar gibt es gegenüber dem Vorjahr einen kleinen Rückgang bei der Anbaufläche von Soja. Doch das wird durch besonders hohe Erträge mehr als wettgemacht. Und so führte die US-Rekordernte gleich weltweit zu einem Überschuss. Statt zwei Millionen Tonnen im vergangenen Juli setzt das USDA bei den Prognosen derzeit zehn Millionen Tonnen an. Ähnlich fruchtbar fällt die Prognose anderswo aus. Bei Mais soll es trotz erneut rückläufiger Anbauflächen aufgrund eines erwarteten Rekords bei den Erträgen zur dritthöchsten US-Ernte aller Zeiten kommen. Diese Ankündigungen hatten zuletzt für Preisrücksetzer bei allen drei Agrarrohstoffen inklusive Weizen gesorgt.
Das kann wiederum neue Chancen eröffnen. Sehr risikobewusste Anleger können zum Beispiel den Rücksetzer für einen Einstieg nutzen, wenn sie mit einem langfristig steigenden Trend bei Agrarpreisen rechnen. Allerdings werden auf der Börse die künftigen Preise mittels Derivaten gehandelt. Diese müssen laufend verlängert werden und können vom aktuellen Preis ein gutes Stück abweichen. Manchmal zugunsten, manchmal zum Nachteil der Anleger, je nachdem, ob künftig mit einem Ernteüberschuss oder einem -defizit ge- rechnet wird. So gibt es zum Beispiel das ETFS Agriculture ETC (DE000A0KRKB8). Das Zertifikat bildet den Bloomberg Agriculture Subindex ab und ist obendrein besichert. Dabei wird die künftige Preisentwicklung von neun Rohstoffen wie Mais, Weizen und Kaffee abgebildet.
Anleger, die nicht direkt auf Agrarpreise setzen wollen, können auf Unternehmen setzen, die im Agrarsektor tätig sind, etwa Archer Daniels Midland. Der Konzern ist einer der größten Verarbeiter von Sojaschrot, Sojaöl, Palmöl, Ethanol, Fruktosesirup und Backmehlen. Auf die weitere Kursentwicklung können risikobewusste Anleger zum Beispiel mit einem Turbozertifikat der Commerzbank setzen. (DE000CV32E09). Dabei verändert sich der Zertifikatekurs im Vergleich zum Aktienkurs mit einem aktuellen Hebel von 2,06. Wird nach unten die Barriere von 26,5257 Dollar berührt oder unterschritten, verfällt das Zertifikat wertlos. Auch müssen Anleger das Dollarrisiko bei beiden Zertifikaten beachten.