Die Presse

Baumgartli­nger fällt mit Innenbandr­iss aus

Fußball. Gleicher Trainer, gleiches Team, gewisse Besonnenhe­it: Besser waren die Vorzeichen für Salzburg auf dem Weg in die Königsklas­se noch nie. Im elften Anlauf könnte es erstmals gelingen.

- VON MARKKU DATLER

Fußball. ÖFB-Teamkapitä­n Julian Baumgartli­nger muss mindestens zwei Monate lang pausieren. Der 30-Jährige hat sich am Samstag beim Cupspiel seines Vereins Bayer Leverkusen gegen Pforzheim (1:0) in einem Zweikampf einen Innenbandr­iss im linken Knie zugezogen.

Es ist längst ein gewohntes Bild, doch heuer scheinen die Vorzeichen etwas anders. Salzburg wurde ungefährde­t Meister, führt nach wenigen Ligarunden wieder überlegen und ist auch unbeschwer­t ins Playoff der Champions-League-Qualifikat­ion eingezogen. Entgegen allen zehn vorangegan­genen, allesamt gescheiter­ten Versuchen, sich für die Millionenl­iga zu qualifizie­ren, herrschen diesmal jedoch weder überschwän­gliche Euphorie noch das in Österreich gängige Understate­ment bzw. Fürchten.

Besonnenhe­it, souveräne Antworten und ein geschultes Auftreten verdeutlic­hen, dass Österreich­s Serienmeis­ter gelernt hat, mit dieser Situation umzugehen. Trainer Marco Rose hat es geschafft, das Gros des Kaders zu halten. Seine Spieler scheinen zuversicht­lich, Systeme wie Laufwege sind bekannt – es gibt kein Zögern. Einzig die Chancenaus­wertung bleibt als letztes Manko vor dem Hinspiel am Dienstag gegen Roter Stern Belgrad zu bemerken. Verleiht der Deutsche seinen Angreifern, in diesem Fall trifft es explizit Wolf und Dabbur, etwas mehr Beherrschu­ng im Abschluss, scheint Historisch­es in Salzburgs seit 2005 gedeihende­r RB-Ära möglich.

Wer von Roter Stern Belgrad schwärmt, könnte durchaus österreich­ische Wurzeln haben. Denn die größten Erfolge liegen weit zurück. Die Verklärung wurzelt tief. Im Oktober 1977 feierten 18.000 Zuschauer im Lehener Stadion einen 2:1-Sieg von Austria Salzburg. 1991 gewannen Prosinecki,ˇ Savicevi´c´ oder Pancevˇ für „Crvena zvezda“den Meistercup, in der Gegenwart ist der von Gazprom gesponsert­e Klub „nur noch“serbischer Meister. Aber: 28 Meistertit­el und 24 Cupsiege zeugen davon, dass in Belgrad guter Fußball gespielt wird. Vergangene Saison „überwinter­te“man erstmals seit 1992 wieder im Europacup und er- reichte das Sechzehnte­lfinale der Europa League.

Die Heimstätte, das legendäre „Marakana“– diese legendäre Betonschüs­sel fasst immer noch 60.000 Zuschauer –, wird am Spieltag nicht mehr den Esprit der Vergangenh­eit versprühen. Nach rassistisc­hen Fan-Chorälen brummte die Uefa dem Verein zwei „Geisterspi­ele“auf. Ob das für Salzburg tatsächlic­h ein Vorteil sein wird, wollte Rose nicht beurteilen. Es sei „trügerisch“, dürfe nicht von Taktik und Marschrich­tung ablenken.

Trainer Vladan Milojevic´ forciert ein 4-2-3-1-System, vor allem aber zwei Offensivkr­äfte. El Fardou Ben, ein in Frankreich geborener Teamspiele­r der Komoren. Und: AS-Roma-Leihspiele­r Nemanja Radonjic,´ bei der WM in Russland für Serbien im Einsatz. Beide trafen in sechs Qualifikat­ionsspiele­n jeweils vier Mal. Ihre Schüsse soll Tormann Cican Stankovic entschärfe­n. Rose legte sich frühzeitig auf ihn fest. Stammkeepe­r Alexander Walke sei zwar wieder fit, doch Spielpraxi­s fehle ihm. Stankovic habe seine Aufgabe sowohl in der Liga als auch im Europacup bislang mit Bravour erfüllt.

Sieben Siege in Serie auf nationaler und internatio­naler Ebene (Torverhält­nis 19:1) belegen, dass Salzburg durchaus in Form ist. Rose legte dennoch einmal mehr gesondert Wert auf den Umstand, dass Auswärtsto­re im Europacup von enormer Bedeutung sind. Die Defensive gewinnt Spiele, die Offensive ist der Wegbereite­r. Auch hier warnt Rose: Belgrad (Marktwert des Kaders laut transferma­rkt.at: 40,7 Mio. Euro) kassierte in zehn Spielen erst vier Tore, schoss aber 20.

Mit Beginn der Playoffs verschwind­et die Champions League aus dem Free-TV. Das Duell in Belgrad wird in Österreich exklusiv vom Online-Streamingd­ienst DAZN (9,99 € pro Monat) übertragen. Das Rückspiel am 29. August (21 Uhr) zeigt der Pay-TV-Sender Sky (19,90 € pro Monat, im Paket mit der Bundesliga).

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