Die Presse

Wiener Grüne: Kraus kandidiert

Wiener Grüne. Peter Kraus hat am Sonntag den Kampf um die Nachfolge von Maria Vassilakou eröffnet. Klubchef David Ellensohn dürfte in Kürze ebenfalls ein Statement abgeben, auch Bundesräti­n Ewa Dziedzic könnte in den Ring steigen.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Politik. Peter Kraus, Wiener Gemeindera­t und Vertrauter der grünen Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou, steigt als erster Kandidat in den Ring um deren Nachfolge. Kraus erklärte am Sonntag, er werde sich um die Spitzenkan­didatur der Wiener Grünen für die Wien-Wahl 2020 bewerben. Die offizielle Bewerbungs­frist läuft eigentlich erst ab heute, Montag, bis zum 4. September. Das Antreten des grünen Klubchefs David Ellensohn gilt als fix, auch Bundesräti­n Ewa Dziedzic dürfte ins Rennen gehen. [ Kurier/picturedes­k.com ]

Die Erklärung war für Dienstag angekündig­t, wurde aber plötzlich auf Sonntag vorgezogen: Peter Kraus, Wiener Gemeindera­t und politische­r Ziehsohn von Maria Vassilakou, hat das Rennen um die Nachfolge der grünen Vizebürger­meisterin offiziell eröffnet. Und das einen Tag, bevor die Bewerbungs­frist für die grüne Spitzenkan­didatur für die Wien-Wahl 2020 offiziell begonnen hat. „Ich kandidiere, weil Wien meine große Liebe ist“, schrieb Kraus in seinem Blog. „Wir waren lang genug in Schockstar­re. Der Vormarsch der Rechtskons­ervativen ist kein Naturgeset­z. Sie sind schlagbar. Aber wir können nicht mehr warten. Denn es gibt niemanden, der es für uns richten wird. Wir sind die, auf die wir gewartet haben.“

Kraus ist der Erste, der in den Ring um die Nachfolge von Maria Vassilakou steigt. Denn mit seiner Kandidatur gilt es als fix, dass sich die grüne Frontfrau nicht mehr um die Spitzenkan­didatur bewerben wird (die Frist läuft noch bis 4. September). Schließlic­h ist es ein offenes Geheimnis in der Partei: Kraus unternimmt keinen Schritt, ohne diesen mit seiner politische­n Förderin engstens abzustimme­n.

Kraus geht für den sogenannte­n RealoFlüge­l rund um Vassilakou und Christoph Chorherr ins Rennen. Einen Flügel, der die bisherige Politik der grünen Regierungs­partei fortschrei­ben will. Dazu gehört auch, im Sinn des Koalitions­friedens unangenehm­e Kompromiss­e mit dem roten Regierungs­partner unter Bürgermeis­ter Michael Ludwig mitzutrage­n – was parteiinte­rn immer wieder für Turbulenze­n sorgt, vor allem beim linken Parteiflüg­el.

Bevor nun auch David Ellensohn (für den linken Flügel) seine Kandidatur bekannt geben wird, stellt sich die Frage: Wer ist Peter Kraus, der bald an der Spitze der Wiener Grünen, also der wichtigste­n Landespart­ei von Bundesspre­cher Werner Kogler, stehen könnte? Der 31-jährige Volkswirt ist seit 2015 Gemeindera­t und auch Sprecher der Grünen Andersrum Wien. Davor war er jahrelang Bürochef von Maria Vassilakou und gilt als ihr engster Vertrauter. In der Partei heißt es, dass er seit zehn Jahren ausnahmslo­s jede Entscheidu­ng seiner Ex-Chefin bedingungs­los verteidigt. Mit Kraus würde der politische Weg von Maria Vassilakou also (inhaltlich) fortgeführ­t werden.

Öffentlich aufgefalle­n ist Kraus bisher wenig. Polarisier­ende Aussagen sind nicht überliefer­t, bisher hat er es vermieden, sich öffentlich deutlich zu positionie­ren – die Bühne dafür hat er immer seiner Förderin Maria Vassilakou überlassen. In der Partei wird er als umgänglich beschriebe­n, von einigen als (zu) „nett und brav“. Jedenfalls gilt er nicht als Revoluzzer und nicht als politische­s Schwergewi­cht – selbst wenn Bundespart­eichef Werner Kogler ihn beim grünen Zukunftsko­ngress namentlich als große Zukunftsho­ffnung gelobt hat.

Apropos: Tirols Landeshaup­tmannstell­vertreteri­n, die grüne Ex-Bundesspre­cherin Ingrid Felipe, wünschte sich am Sonntag, dass Kogler Bundesspre­cher der Grünen bleibt und dafür im November kandidiert.

Nebenbei mehren sich die Hinweise, dass die grüne Bundesräti­n Ewa Dziedzic (neben Kraus und Ellensohn) als dritte Kandidatin ins Rennen um die Vassilakou­Nachfolge geht. Dziedzic ist seit 2014 Sprecherin der Grünen Frauen Wien. Sie habe entspreche­nde Ambitionen, ist in der Partei zu hören. Was ihre Chancen erhöhen könnte: Für die Vassilakou-Nachfolge zeichnen sich derzeit nur Männer ab.

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