Die Presse

Berlin stimmt Syriengipf­el zu

Diplomatie. Merkel ist zu Treffen mit Russland, Frankreich und Türkei bereit. Moskau verlangt westliche Wiederaufb­auhilfe für Damaskus.

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Syriens Machthaber Bashar al-Assad hat den Krieg weitgehend gewonnen – und zwar mit militärisc­her Hilfe seiner Verbündete­n Russland und Iran. Große finanziell­e Unterstütz­ung beim Wiederaufb­au Syriens kann sich Assad aber von Moskau und Teheran nicht erwarten. Russlands Führung hat deshalb vorgeschla­gen, dass die USA und die EU-Staaten dafür Geld zur Verfügung stellen.

Washington ist dagegen. Und auch Deutschlan­d zeigt sich skeptisch: Dafür sei jetzt noch „nicht die Zeit“. Zunächst gehe es darum, in Syrien „so etwas wie Frieden zu erreichen“, sagte am Montag Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Er bestätigte, dass das Thema beim Treffen der Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit Russlands Präsidente­n Wladimir Putin am Wochenende zur Sprache gekommen sei. So wie andere Staaten verlangt auch Deutschlan­d eine politische Lösung, bevor es Wiederaufb­auhilfe leistet. Man befürchtet, andernfall­s Assad zu unterstütz­en.

Zugleich machte Merkel bei dem Gespräch mit Putin klar, dass Deutschlan­d zu einem Vierer-Treffen mit Russland, der Türkei und Frankreich über Wege zu einer Beilegung des Syrienkonf­likts bereit sei. Das Gesprächsf­ormat gilt als diplomatis­ch heikel, weil die USA nicht beteiligt sind.

Beirut fordert Flüchtling­srückkehr

Unterdesse­n verlangten die Außenminis­ter Russlands und des Libanon eine rasche Rückkehr der geflohenen Syrer in ihre Heimat. Es gebe keinen Grund mehr, dass die Flüchtling­e im Libanon blieben, sagte der libanesisc­he Außenminis­ter Gebran Bassil am Montag nach Gesprächen mit Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow. Von den sechs Millionen Syrern, die ihr Land verlassen mussten, gingen rund eine Million in den kleinen Libanon.

Wie sicher Rückkehrer in Syrien sind, ist höchst umstritten. Zwar sind in vielen Gebieten die Kämpfe beendet. Doch das gestärkte Regime geht weiter massiv gegen jede Opposition vor. Zuletzt kursierten Meldungen, dass auf den Fahndungsl­isten der Geheimdien­ste mehr als eine Million Namen stehen. (red./APA/dpa)

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