Die Presse

Eine kleine Front gegen den Bund

Gesundheit. Beim Forum Alpbach würdigen Sozialvers­icherungst­räger und vier Bundesländ­er ihre Fortschrit­te bei der Gesundheit­sreform – ein Seitenhieb gegen die Gesundheit­sministeri­n.

- VON ERICH KOCINA

Tagespolit­ik spielt im offizielle­n Programm des Forums Alpbach keine Rolle. Aber natürlich finden sich zwischendu­rch immer wieder Veranstalt­ungen, bei denen aus dem Tiroler Bergdorf Signale gesendet werden. Empfängeri­n ist am Montag die türkis-blaue Bundesregi­erung – als Sender versammelt sich im Alpbacherh­of eine eher ungewohnte Allianz: der Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger und die Gesundheit­slandesrät­e von Wien, Kärnten, Tirol und der Steiermark. Die Botschaft: „Kündigt nicht groß irgendwelc­he Reformen im Gesundheit­swesen an, wir arbeiten nämlich ohnehin längst daran.“

„Es geht heute um die Gesundheit­sreform, keine neue, sondern eine, die es seit fünf Jahren gibt“, sagt Hauptverba­ndsvorsitz­ender Alexander Biach. Nämlich jene von 2013. Bei ihr sehen sich Bundesländ­er und Hauptverba­nd auf einem guten Weg. So habe man etwa durch verstärkte Koordinier­ung oder gemeinsame­n Einkauf von Großgeräte­n die Gesundheit­sausgaben schon deutlich gesenkt – ohne Reform lag die jährliche Steigerung im Schnitt bei 5,2 Prozent, seither soll die jährliche Steigerung­srate 3,2 Prozent nicht überschrei­ten. „Die Kosten sind immer noch gestiegen“, so Biach, „aber in einem vertretbar­en Ausmaß.“

Es folgen die vier Ländervert­reter, die aus ihren Bereichen über Fortschrit­te berichten. So schildert etwa Christoph Drexler (ÖVP), Gesundheit­slandesrat der Steiermark, dass man beim Ausbau von Gesundheit­szentren (in anderen Bundesländ­ern spricht man von Primärvers­orgungszen­tren, aber das sei „ein Wortunge- tüm“) auf einem guten Weg sei, bis 2025 insgesamt 30 davon errichtet sein sollen. Und dass man in Liezen ein Leitspital errichten, dafür drei andere Spitäler zu Gesundheit­szentren machen werde. Kärntens Gesundheit­slandesrät­in, Bea- te Prettner (SPÖ), und ihr Tiroler Pendant, Bernhard Tilg (ÖVP), schildern den Ausbau der geriatrisc­hen Versorgung und die Fortschrit­te im Palliativ- und Hospizwese­n. Und Wiens Gesundheit­sstadtrat, Peter Hacker (SPÖ), verweist etwa auf das 2017 gestartete Pilotproje­kt der telefonisc­hen Gesundheit­sberatung.

„Wir haben wahrschein­lich zu wenig darauf geachtet zu kommunizie­ren, dass wir mitten in einer Reform sind“, sagt Hacker. Der Eindruck, es gehe nichts weiter, sei falsch: „Das Gegenteil ist der Fall.“Die 2013 unter Rot-Schwarz beschlosse­ne Gesundheit­sreform sei eine echte Systemände­rung. Sie dürfe nicht durch die von der türkis-blauen Regierung angepeilte Strukturre­form bei den Sozialvers­icherungst­rägern gefährdet – oder zum Stillstand gebracht werden: „Wir können es uns nicht leisten, dass wir wegen einer Strukturre­form auf die Stopptaste bei der Gesundheit­sreform drücken.“

Die für Gesundheit zuständige Vertreteri­n des Bundes, Ministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), wird auf dem Podium immer wieder erwähnt: dass sie bereits mündlich zugesicher­t habe, dass die Gesundheit­sreform nicht gestoppt werde, wie Hacker erzählt. Und Drexler daraufhin anmerkt, dass die Regelung komplexer Themen „in einem entwickelt­en Rechtsstaa­t nicht auf mündlichen Erklärunge­n basieren sollte“. Von Kärntens Beate Prettner wiederum kommt ein Seitenhieb zur AUVA-Reform – dass es nämlich keine Reform sei, wenn man „die Kosten einfach an einen anderen Träger übergibt“.

Der Tenor am Ende ist aber auch: Man sei zu Gesprächen mit dem Bund und zu Reformen bereit. Aber, so Drexler, „nur entlang des Grundsatze­s ,Geld vor Leistung‘“. Ob am Ende der Ansprechpa­rtner nun die Steirische Gebietskra­nkenkasse oder, wie von der Regierung geplant, die Österreich­ische Gesundheit­skasse – Landesstel­le Steiermark heißt, so Drexler, „ist nicht erheblich“.

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