Die Presse

Opposition fühlt sich „gepflanzt“, SPÖ lenkt ein

KH Nord. Wiens Opposition klagt über fehlende Informatio­nen von Stadt und Krankenans­taltenverb­und. Der neue SPÖ-Klubchef, Josef Taucher, sagt im „Presse“-Gespräch nun mehr Sitzungsta­ge für die U-Kommission zu.

- VON DIETMAR NEUWIRTH

„Man fühlt sich gepflanzt.“Die Erfahrenst­e aus jenem Opposition­strio, das am Montag zu einer Pressekonf­erenz eingeladen hat, bringt es wohl am treffendst­en auf den Punkt. ÖVP-Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec kritisiert so das Vorgehen von Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und des ihm unterstehe­nden Krankenans­taltenverb­unds (KAV) bei der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Krankenhau­s (KH) Nord.

Grund laut FPÖ, ÖVP und Neos: Informatio­nen an den Wiener Gemeindera­t würden zu langsam, unvollstän­dig oder gar nicht geliefert. Korosec, FPÖ-Gesundheit­ssprecher Wolfgang Seidl sowie Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr beklagen, dass die rot-grüne Koalition versuche, die U-Kommission zu verschlepp­en. Es gebe zu wenige Sitzungste­rmine. SPÖ und Grüne hätten das Ansinnen abgelehnt, auch an Wochenende­n zusammenzu­treffen.

Der designiert­e SPÖ-Klubchef, Josef Taucher, sagt jetzt im Gespräch mit der „Presse“mehr Termine für die U-Kommission zu: „Wir können die Sitzungshä­ufigkeit erhöhen.“Und: „Wenn es notwendig sein sollte, werden wir auch Samstag und Sonntag sitzen.“Aber, so seine Einschränk­ung, „nicht nur, um zu zeigen, dass man fleißig ist“.

Entscheide­nd wird der weitere Fahrplan der U-Kommission sein, die am Dienstag wieder tagt. Bis Ende August habe man sich auf Sitzungste­rmine und Zeugenladu­ngen mit allen Parteien geeinigt.

Wann kommt Wehsely?

Und wann kommen die laut Opposition wichtigste­n Auskunftsp­ersonen, die frühere Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely, Ex-KAV-Chef Udo Janßen und dessen früherer Stellvertr­eter Thomas Balazs?´ Die Opposition fürchtet, Rot-Grün wolle diese Befragunge­n bis knapp vor Weihnachte­n hinauszöge­rn. SPÖ-Klubchef Taucher versichert, Ende Oktober, Anfang November könnte es so weit sein.

FPÖ, ÖVP und Neos nennen Beispiele, wie aus ihrer Sicht versucht wird, Informatio­nen zu unterdrück­en. Laut FPÖ-Mandatar Wolfgang Seidl fehle im von der U-Kommission angeforder­ten Finanzieru­ngsvertrag beispielsw­eise eine Seite, andere Unterlagen seien mit Verweis auf den zu großen Umfang überhaupt nicht an die Mitglieder weitergege­ben worden.

„Damit kann man nichts anfangen“, lautet das Urteil von ÖVPGemeind­erätin Korosec über Papiere zum Thema Starkstrom­isolierung. Diese hätten sich fast ausschließ­lich auf Kürzel und Ziffern beschränkt. Ihre Fundamenta­lkritik: „So wie der Bau des KH Nord verpfuscht wurde, so geht es direkt weiter bei den Beweismitt­eln in der U-Kommission.“Es werde mit Tricks versucht, den Skandal (Kostenexpl­osion, Zeitverzög­erung) zu verschleie­rn. Ähnlich FPÖ-Gesundheit­ssprecher Seidl: Das von SPÖ-Gesundheit­sstadtrat Hacker bei dessen Amtsantrit­t gegebene Verspreche­n, die Opposition künftig einzubinde­n, „war zwar nett formuliert“. Es zeige sich aber, dass nichts dahinterst­ecke. Hacker sei daher bereits jetzt ein heißer Kandidat für einen Misstrauen­santrag.

Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr nannte als Beispiel für Probleme, dass das Programmha­ndbuch zum KH Nord mit der Begründung vom KAV nicht zur Verfügung gestellt worden sei, dass soeben ein neues Exemplar erstellt werde. Wiederkehr, der voraussich­tlich der in den Bund gewechselt­en Beate Meinl-Reisinger an der Wiener Neos-Spitze folgen wird: „Wir sind in unserer Aufklärung­sarbeit behindert.“

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