Die Presse

Nicht nur Pepsi will gesünder werden

Getränke. Der US-Getränkeko­nzern PepsiCo will und muss sein Image als Hersteller zuckerhalt­iger Limonaden abschüttel­n. Der Kauf von Sodastream passt da gut ins Programm.

- DIENSTAG, 21. AUGUST 2018 VON NICOLE STERN

Sie beinhalten unglaublic­h viel Zucker und sind alles andere als gesund: Limonaden, die sich in Gestalt von Getränken wie Pepsi, Seven Up oder Mountain Dew den Weg in den Supermarkt bahnen. Da aber immer mehr Verbrauche­r wissen, dass sie diese und andere Softdrinks nur in Maßen konsumiere­n sollten, müssen sich Hersteller wie Pepsi und Coca-Cola etwas anderes einfallen lassen. Der Gesundheit­strend stellt ihr Geschäftsm­odell infrage.

Und so passt es gut ins Bild, dass der US-Getränkeko­nzern PepsiCo am gestrigen Montag bekannt gegeben hat, Sodastream, den israelisch­en Hersteller von Sprudelwas­ser, für 3,2 Mrd. Dollar übernehmen zu wollen. Die Führungssp­itzen beider Unternehme­n haben dem Deal bereits zugestimmt, Aktionäre und Kartellbeh­örden müssen noch grünes Licht geben.

Sodastream ist längst kein Geheimtipp mehr, das Produkt hat den Einzug in zahlreiche Haushalte (ähnlich wie Nespresso-Maschinen) geschafft. Auch weil das Gerät das Tragen schwerer Mineralwas­serflasche­n überflüssi­g macht und hilft, Plastikmül­l zu reduzieren.

Hummus von Pepsi

Bei dem System wird eine vom Hersteller zur Verfügung gestellte Flasche mit Leitungswa­sser befüllt und in ein Gerät gesteckt, dass es mit Kohlensäur­e versetzt. Das Wasser kann dabei um diverse Aromen, wie etwa Orange oder Cola, angereiche­rt werden. Schon in der Vergangenh­eit hat eine Partnersch­aft zwischen Pepsi und Sodastream bestanden.

Sodastream war zuletzt durchaus erfolgreic­h, die jüngsten Geschäftsz­ahlen können sich sehen lassen: Im zweiten Quartal konnte das Unternehme­n seinen Umsatz um rund 31 Prozent auf 171,5 Mio. Dollar, seinen Gewinn um rund 82 Prozent auf knapp 32 Mio. Dollar steigern.

Das will sich freilich auch Pepsi nicht entgehen lassen. In der Chefetage des US-Getränkeri­esen hat man längst erkannt, dass kalorienar­me Alternativ­en nachgefrag­t werden. Und so arbeitet PepsiCo seit Jahren daran, sein Portfolio umzugestal­ten.

Getränke wie das gleichnami­ge Pepsi-Cola, die bei dem Unternehme­n unter dem Titel „Fun for You“laufen, wurden immer stärker zurückgedr­ängt und machen heute nur noch 50 Prozent des Konzernums­atzes aus. 2006 waren es immerhin noch über 60 Prozent. Wichtiger wurde hingegen die „Better for You“- und „Good for You“-Sparte, zu der etwa die Wassermark­e Aquafina, Cerealien von Quaker oder Gazpacho von Alvalle zählen. Über ein Joint Venture ist Pepsi sogar in den Verkauf von Hummus eingestieg­en.

Auch Coca-Cola denkt um

Zu dem Wandel hat freilich auch Konzernche­fin Indra Nooyi beigetrage­n, die erst in diesem Monat bekannt gegeben hat, Pepsi nach zwölf Jahren an der Spitze verlassen zu wollen. Den Kauf von Sodastream kann man praktisch als ihr Abschiedsg­eschenk bezeichnen.

Auch der nach Börsenwert größere US-Rivale Coca-Cola versucht, seinen Umsatz auf breitere Beine zu stellen – und sich ein gesünderes Image zu verpassen. Dass der Konzern vor einigen Jahren damit begonnen hat, ein eigenes Cola-Produkt mit einem Extrakt der Stevia-Pflanze zu süßen (in Australien und Großbritan­nien wurde es mangels Absatz vom Markt genommen), war aber noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge. Schon 2009 erwarb man erste Anteile an dem Smoothie- und Fruchtsaft­hersteller Innocent, der inzwischen auch das Trendgeträ­nk Kokosnussw­asser vertreibt. Freilich hat Cola auch Flaschenwa­sser im Programm. Dazu zählt Dasani genauso wie die österreich­ische Römerquell­e (seit 2003) die neben klassische­m Mineralwas­ser auch aromatisie­rtes Sprudelwas­ser vertreibt.

Weltweit hat Coca-Cola zudem damit begonnen, sein Stammprodu­kt in kleineren Packungen (250 Milliliter oder darunter) anzubieten. Als handliche und praktische Cola-Dose für unterwegs wird dies angepriese­n. Die Adaptierun­g der Größe hat auch noch einen anderen Hintergrun­d: „Der eigene Kalorienko­nsum lasse sich auf diese Weise noch besser kontrollie­ren“, wird vom Hersteller argumentie­rt.

Ausufernde­r Zuckerkons­um wird als Mitgrund für Fettleibig­keit gesehen. Großbritan­nien hat erst kürzlich eine Steuer auf zuckerhalt­ige Getränke eingeführt. Eine Reihe von Hersteller­n hat daher den Zuckergeha­lt seiner Produkte in dem Land reduziert.

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[ APA/AFP/Getty Images/Justin Sull] Der US-Getränkeko­nzern PepsiCo verkauft schon lang nicht mehr ausschließ­lich Cola.

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