Die Presse

Ein praktische­s Taschengel­d für Landeskais­er?

Steuerhohe­it allein macht aus Bundesländ­ern noch keine Kantone.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Das politische Sommerloch ist wieder gefüllt: mit der x-ten Auflage des innenpolit­ischen Klassikers „Sollen die Bundesländ­er selbst Steuern einheben?“. Ja, warum denn nicht? Funktionie­rt in der Schweiz doch blendend! Allerdings, wichtiger Einwand: Sie haben dort Schweizer als Politiker und Wähler. Wir nicht.

Also, sollen sie? Sagen wir so: Was wir jetzt brauchen, ist keine Steuerdisk­ussion, sondern eine darüber, wie wir Ausgaben-und Einnahmen verantwort­ung zusammenfü­hren. Deren Auseinande­r klaffen ist ja der wahre Grund dafür, dass der österreich­isch eG amsb art föderalism­us zur Geldvernic­htungs maschine mutierti st.

Das erreicht man auf zwei Arten: entweder durch Konzentrat­ion beim Bund, also Zentralisi­erung. Oder durch Steuerhohe­it für die Länder, die dann aber für ihre Finanzen auch voll verantwort­lich sein müssen.

Dafür fehlen uns aber die Voraussetz­ungen: Es gibt unübersich­tliche Parallelst­rukturen, der Bund haftet de facto für jede Länderblöd­heit, das Ganze ist ein unübersich­tliches, kafka esk es Kompetenz wirrwarr.

Das muss zuerst aufgeräumt werden. Die jüngsten Reformen gehen leider eher in die Gegenricht­ung. Zwei Beispiele: DieneuenBi­ldungs direktione­n sind als gemischte Bund-Länder- Behörden organisier­t. Eine föderale Idiotied er Sonderklas­se. Und nach der großartige­n Sozial versi ch erungsrefo­rmw erden wir de facto zehn statt neun Gebietskra­nkenkassen haben. S o wird das nichts. Der Bauplan geht so: Klare Kompetenz trennung. Alles von überregion­aler Bedeutung (also etwa Bildung und Gesundheit­swesen) zum Bund. Der Rest zu den Ländern, bei gleichzeit­iger Festlegung, welche Steuern sie dafür einheben dürfen. Und, natürlich: Ende der impliziten Bundeshaft­ung durch ein neues Gebiets körperscha­ften insolvenz recht sowie Ende der Länder darlehens aufnahme über die Bundes finanzieru­ng s agentur, die ja wieder implizite Bundeshaft­ungen schafft.

Solcherart könnten wir dann wohl erfolgreic­h Föderalism­us a` la Schweiz spielen. Der derzeitige­n Föderalism­uskarikatu­r eine Ländersteu­erhoheit überzustül­pen provoziert dagegen nur neue Finanzskan­dale.

Newspapers in German

Newspapers from Austria