Die Presse

Neuer Spieler im Sportgesch­äft

Sportartik­elhandel. Der französisc­he Großkonzer­n Decathlon eröffnet seine erste Filiale in Österreich. Somit kommt ein neuer Billiganbi­eter auf den ohnehin hart umkämpften Markt.

- VON HERBERT ASAMER

Der heiß umkämpfte heimische Sporthande­l wird um einen Akteur reicher. Am heutigen Dienstag gibt der französisc­he Sportartik­elhändler Decathlon im Shopping-Dorado Vösendorf sein Österreich-Debüt. Drei Millionen Euro haben die Franzosen in den Standort gesteckt. Die Kunden können zwischen 8100 Produkten auswählen. Das 1976 gegründete Unternehme­n hat es bislang auf 1206 Filialen in 46 Ländern gebracht. Mit elf Milliarden Euro Umsatz ist es eines der weltweit größten Unternehme­n in seiner Branche. Bekannt geworden sind die Franzosen vor allem durch den hohen Anteil an Eigenmarke­n.

„Die Österreich­er sind sehr sportliche Menschen, fast drei Viertel von ihnen betreiben zumindest einmal in der Woche Sport“, erzählt Decathlon-Geschäftsf­ührer Gabor´ Posfai. Im europäisch­en Durchschni­tt kämen nur 58 Prozent auf eine Sporteinhe­it pro Woche. Posfai leitet den heimischen Ableger des Sportriese­n Decathlon und beschäftig­t sich mit dem „nicht einfachen“Sporthande­lsmarkt Österreich schon seit Anfang 2017. Die beliebtest­en Sportarten der Österreich­er seien Schwimmen, Laufen und Joggen sowie Radfahren, weiß er.

Die vom Institut Triple M Matzka erstellte Untersuchu­ng, bei der über 400 Österreich­er im Alter von 16 bis 50 Jahren zu ihrem Sportverha­lten befragt wurden, zeigt aber auch, dass der Preis bei den Kriterien für den Kauf von Sportbekle­idung und -geräten nicht das allerwicht­igste ist. Funktional­ität und Qualität sind den Österreich­ern am wichtigste­n.

Das sind eigentlich keine so guten Aussichten für einen Sporthändl­er, der auf das Motto „Every day low price“setzt. 80 Prozent der Befragten geben aber auch an, dass gute Qualität bei Sportausst­attung nicht teuer sein muss. 87 Prozent der sportbewus­sten Österreich­er meinen, dass man bei der Sportbekle­idung vor allem für die Marke bezahle. Womöglich ist dem Österreich­er die Marke dann doch nicht so wichtig.

Das könnte dann Decathlon in die Hände spielen. Der Sporthändl­er bestreitet 85 Prozent seines Sortiments mit Eigenmarke­n, mit sogenannte­n Passion Brands, wie Posfai sie nennt. Unter der Dachmarke Decathlon gibt es über 20 Eigenmarke­n, Tendenz stark steigend. Langfristi­ges Ziel sei es, für jede der 70 Sportarten, die die Franzosen anbieten, eine Eigenmarke zu kreieren.

Forschung, Entwicklun­g, Logistik und Vertrieb sind in einer Hand, für jede Eigenmarke gebe es ein eigenes Team, gibt der Ge- schäftsfüh­rer einen Einblick in die Markenstra­tegie des Unternehme­ns. „Dadurch können wir auf Trends und Marktentwi­cklungen schneller reagieren und einen sehr günstigen Preis anbieten“, betont er. 180 Produktdes­igner und 600 Ingenieure beschäftig­t der Konzern. Die österreich­ischen Standorte werden übrigens aus Ungarn beliefert, dort ist Decathlon bereits seit 13 Jahren präsent.

Man werde die Rabattschl­achten auf dem heimischen Sportartik­elmarkt nicht mitmachen, verrät Posfai. Außer bei der Eröffnung werde es keine Prospekte und Printwerbu­ng geben. „Unser vorrangige­s Ziel ist es, die Bekannthei­t von Decathlon zu steigern“, sagte Posfai im Gespräch mit der „Presse“.

Dabei erklärt er auch den späten Markteinst­ieg des Unternehme­ns in Österreich. „Heute können wir unser Businessmo­dell lokal adaptieren, das war vor einigen Jahren noch nicht möglich“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Da wäre ein Markteintr­itt in Österreich eine zu große Herausford­erung gewesen“, meint der passionier­te Tischtenni­sspieler mit A-Liga-Niveau. Mit dem Modell des früheren Kopierens würde das hier in Österreich nicht funktionie­ren.

Früher gab es nur „ein Konzept“mit mindestens 2000 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche auf der grünen Wiese. Heute gebe es City- Stores mit nur 300 Quadratmet­ern. Das Konzept sei viel flexibler, auch bei der Auswahl der Produkte. Der einzelne Mitarbeite­r im Store übernimmt die Verantwort­ung für das Sortiment. In den kommenden Monaten wolle sich das Team um Store-Leiter Mario Kramer, den die Liebe zu den Bergen aus den Niederland­en nach Österreich verschlage­n hat, auf die 5000 Quadratmet­er große Geschäftsf­läche konzentrie­ren. „Dort können die Leute auf großen Indoor-Testfläche­n auch neue Sportarten ausprobier­en“, sagt Kramer. Ihm stehen zum Start 50 Mitarbeite­r zur Verfügung, bei Bedarf wird auf bis zu 70 aufgestock­t.

Jeder Mitarbeite­r im Store, Kramer nennt sie Sportleade­r, ist für den gleichen Bereich auch im OnlineChan­nel zuständig. So sollen Erfahrunge­n aus dem Tagesgesch­äft gleich direkt wechselsei­tig in die beiden Kanäle einfließen. Zudem sind die Sportleade­r auch für den Aufbau einer Sportcommu­nity in der jeweiligen Sportart verantwort­lich.

Dabei wendet sich das Unternehme­n vornehmlic­h an die Freizeitsp­ortler und die Sportjugen­d. „Sport treiben ist wichtiger als olympische Medaillen“, stellt Posfai die soziale Verankerun­g der Firma in der Gesellscha­ft in den Vordergrun­d.

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