Afghanen am besten vermittelbar
Arbeitsmarkt. Schon jeder zweite anerkannte Flüchtling aus Afghanistan hat in Österreich einen Job gefunden. Allerdings handelt es sich meist um schlecht bezahlte Tätigkeiten.
Schon jeder zweite anerkannte Flüchtling aus Afghanistan hat einen – schlecht bezahlten – Job gefunden.
Die deutsche Bundesagentur für Arbeit (BA) hat am Dienstag eine positive Zwischenbilanz über die Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt veröffentlicht. „Das läuft alles ganz gut“, sagte BA-Chef Detlef Scheele zur Deutschen Presseagentur. Es gebe keine Veranlassung, schwarzzumalen. Die deutsche Arbeitsagentur ist bislang davon ausgegangen, dass es fünf Jahre dauern wird, bis rund 50 Prozent der Asylberechtigten integriert werden können. Derzeit sieht alles danach aus, dass dieses Ziel erreicht wird.
Vor drei Jahren, im Herbst 2015, erreichte die sogenannte Flüchtlingskrise in Europa ihren Höhepunkt. Vor allem das erste Septemberwochenende 2015 hat sich eingeprägt. Damals ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel die Grenze für Flüchtlinge öffnen. Mittlerweile haben in Deutschland mehr als 300.000 Menschen aus den acht Hauptasylländern einen Job gefunden. Das sind um 103.000 Personen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Hinzu kommen 482.000 Flüchtlinge, die bei der Bundesagentur für Arbeit als arbeitssuchend gemeldet waren. Viele von ihnen machen dort Sprachkurse oder eine Ausbildung.
„Die Presse“hat sich die Zahlen für Österreich angesehen. Beim österreichischen Arbeitsmarktservice waren im Juli 30.680 Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte gemeldet. Diese Zahl dürfte in den nächsten Monaten weiter steigen. Denn viele Flüchtlinge sind noch nicht beim AMS angekommen. Schließlich dürfen Flüchtlinge – abgesehen von kleineren Ausnahmen – erst arbeiten, wenn sie einen positiven Asylbescheid haben. Bei vielen Flüchtlin- gen läuft noch das Asylverfahren. Die lange Dauer der Asylverfahren sorgt immer wieder für Kritik.
Erfreulich ist, dass in den vergangenen Monaten bereits viele Asylberechtigte einen Job gefunden haben. Dies zeigen Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger und des AMS, die der „Presse“vorliegen. Ähnlich wie in Deutschland wurde hier eine Auswertung nach den acht größten Herkunftsländern vorgenommen. Zuletzt stammten die meisten Asylanträge von Menschen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Nigeria, dem Irak, der Russischen Föderation, dem Iran und Somalia. Die Zahl der Länder ist ähnlich wie in Deutschland. Es gibt nur einen Unterschied: In Deutschland gehört Russland nicht zu den größten Herkunftsländern der Asylwerber. Wie die Auswertung zeigt, haben allein in den vergangenen zwölf Monaten 8684 Flüchtlinge aus diesen acht Herkunftsländern einen Job gefunden.
Interessant ist, dass hier Menschen aus Afghanistan besonders gut abschneiden. So betreute das AMS Ende Juli 6279 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte aus Afghanistan. In dieser Zahl sind auch Schulungsteilnehmer enthalten. Gleichzeitig waren im Juli beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger 8879 Afghanen mit einer unselbstständigen Beschäftigung gemeldet. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 39,5 Prozent.
Die Zwischenbilanz zeigt, dass bereits mehr als 50 Prozent der anerkannten Flüchtlinge aus Afghanistan einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen. Dies überrascht, denn Menschen aus Afghanistan sind im Vergleich zu anderen Flüchtlingsgruppen meist schlecht ausgebildet. Leider gibt es weder in Österreich noch in Deutschland eine Erhebung über die Bezahlung. Aus den Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger geht aber hervor, dass besonders viele Afghanen in der Gastronomie und im Tourismus arbeiten. Sie dürften dort meist schlecht bezahlte Tätigkeiten ausüben.
Hinzu kommen viele Afghanen mit einem Job im Bereich Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen: Darunter fallen in der Regel Hilfsarbeiten.
Jobwachstum auch bei Syrern
Nicht ganz so gut wie bei den Afghanen ist die Erwerbsquote bei Menschen aus Syrien. So waren im Juli beim AMS 13.156 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte aus Syrien als arbeitslos gemeldet. Zugleich gab es 7140 Personen aus Syrien, die in Österreich einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit nachgingen.
Experten sind zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren auch 50 Prozent der Syrer in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Schließlich haben allein in den vergangenen zwölf Monaten 3066 Flüchtlinge aus Syrien einen Job gefunden. Auch bei allen anderen großen Flüchtlingsgruppen wie Menschen aus Russland (hier handelt es sich meist um Tschetschenen, die schon länger in Österreich sind), aus dem Iran und aus Somalia gab es ein Jobwachstum. Dies ist unter anderem der guten Konjunktur zu verdanken.
Offen bleibt, wie nachhaltig diese Jobs sind. Denn die schnelle Integration sei nicht immer die beste, warnen Experten. Wenn Flüchtlinge rasch einen schlecht bezahlten Job annehmen, besteht die Gefahr, dass diese nach einer bestimmten Zeit wieder arbeitslos werden.
Das läuft alles ganz gut. Detlef Scheele, Vorstandschef der deutschen Bundesagentur für Arbeit, über die Integration von Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt.