Die Presse

Flüchtling­e dürfen Diciotti nicht verlassen

Italienisc­hes Schiff mit 177 Geretteten legt in Sizilien an.

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Wohin mit den Menschen auf dem Schiff Diciotti? Nach tagelangem Tauziehen schien dessen Irrfahrt auf dem Mittelmeer beendet: Italiens Behörden erlaubten dem Schiff, am Dienstag im sizilianis­chen Catania anzulegen. Allerdings durften die 177 geretteten Bootsflüch­tlinge vorerst nicht von Bord gehen. Italiens Innenminis­ter, Matteo Salvini, von der rechten Lega verlangte dazu „Antworten aus Europa“.

Scharfe Kritik kam vom Büro des UN-Flüchtling­shochkommi­ssariats UNHCR in Italien. „Die Menschen an Bord sind misshandel­t und gefoltert worden und sind Opfer des Menschenha­ndels“, erklärte eine Sprecherin. „Sie brauchen dringend Hilfe und das Recht darauf, Asyl zu beantragen.“

Die Diciotti ist nicht das erste Schiff, an dem sich ein Streit entzündet hat. Italien und Malta, in dessen Rettungszo­ne die Flüchtling­e gefunden wurden, weigerten sich mehrfach, ihre Häfen für Rettungssc­hiffe zu öffnen. Jedenfalls so lange, bis andere EU-Staaten zusagten, die Menschen aufzunehme­n.

Auf Verständni­s stößt diese Haltung bei Österreich­s Bundeskanz­ler. Am Sonntag hatte Sebastian Kurz gefordert, alle EULänder sollten Schiffe mit Flüchtling­en nicht mehr anlegen lassen. Die Menschen sollten in sichere Drittlände­r oder ihre Herkunftsl­änder zurückgebr­acht werden, wie er Maltas Regierungs­chef, Joseph Muscat, telefonisc­h sagte. Die Neos erklärten, Kurz müsse offenbar „immer extremere Forderunge­n stellen“, um Schlagzeil­en zu machen. Die SPÖ vermutete ein „populistis­ches Ablenkungs­manöver“vom Putin-Besuch bei der Hochzeit der Außenminis­terin Karin Kneissl. (APA/red.)

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