Die Presse

Fake-Gewinnspie­l von ÖVP-Mandatar

Tirol. NR-Abgeordnet­er Schrott trennt sich nach schweren Vorwürfen von Mitarbeite­r.

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Gegen den Tiroler ÖVP-Abgeordnet­e Dominik Schrott gibt es schwere Manipulati­onsvorwürf­e: Schrott hat im Vorzugssti­mmenwahlka­mpf für die Nationalra­tswahl 2018 ein Gewinnspie­l veranstalt­et. Der Hauptpreis, eine Jahreskart­e für die Tiroler Skigebiete, soll aber gar nicht ordnungsge­mäß verlost worden sein. Offiziell bekam ihn ein Fake-Profil, das von der Agentur Smart Ventures gestaltet wurde, die für Schrott den Wahlkampf organisier­te, und bei der er auch selbst angestellt war.

Aufgedeckt hat die Affäre der Tiroler Blogger Markus Wilhelm. Auf seiner Homepage „dietiwag.at“zeigt er die Verlosung, bei der Glücksfee Sarah Z. – eine Mitarbeite­rin der Werbeagent­ur – eine Karin K. als Gewinnerin des Hauptpreis­es ermittelt. Dabei handelt es sich laut Wilhelm um Karin Kirchmair, ein von der Agentur eingesetzt­es Fake-Profil. Dass es sich dabei offensicht­lich um eine Manipulati­on handelt, zeigt ein weiteres Gewinnspie­l, das ein – ebenfalls von der Agentur betreutes – Trachtenmo­dengeschäf­t veranstalt­et hat: Auch dort hat „Karin Kirchmair“den Hauptpreis, ein I-Phone, gewonnen. Bei der Preisverle­ihung tritt Sarah Z. als Karin Kirchmair auf und nimmt freudestra­hlend das Handy entgegen. Dieses musste sie laut Wilhelm sofort wieder abgeben, um für ihre schauspiel­erische Leistung mit einem 50-Euro-Gutschein entlohnt zu werden.

Schrott dementiert­e die Vorwürfe nicht, sondern machte die Agentur dafür verantwort­lich: Diese habe sich federführe­nd um das Gewinnspie­l gekümmert. Schrott ist allerdings eng mit der Agentur verbunden: Bis zur Wahl war der Jungpoliti­ker selbst Mitarbeite­r von Smart Ventures, danach machte den Geschäftsf­ührer zu seinem parlamen- tarischen Mitarbeite­r. Dienstag Nachmittag zog der Nationalra­tsabgeordn­ete per Aussendung die Notbremse: Er werde jegliche Zusammenar­beit mit der Agentur und deren Mitarbeite­rn sowie mit seinem parlamenta­rischen Mitarbeite­r sofort beenden. Zudem werde er, um alle weiteren Vorwürfe zu entkräften, 1000 Euro als Ersatz für den Hauptpreis an das SOS-Kinderdorf spenden.

Schrott ist nicht das erste Mal mit Manipulati­onsvorwürf­en konfrontie­rt. Im Nationalra­tswahlkamp­f hat er mit einem Unterstütz­erbrief von Parteichef Sebastian Kurz geworben, der darin angeblich dazu aufruft, dem Chef der Jungen ÖVP in Tirol eine Vorzugssti­mme zu geben. Doch die Bundes-ÖVP dementiert­e die Authentizi­tät des mit Kurz-Unterschri­ft versehenen Briefes. Da sei ein Kommunikat­ionsfehler passiert, der Parteichef wolle keinen Kandidaten bevorzugen, hieß es. (maf )

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