Die Presse

Leopoldsbe­rg neu: In der grasgrünen Ruhe über Wien

Einer der schönsten Plätze der Stadt ist wieder zugänglich – und fast nicht wiederzuer­kennen.

- VON WOLFGANG FREITAG E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

W as lange währte, wurde endlich Leopoldsbe­rg. Seit einigen Wochen ist das Terrain rund um die Leopoldski­rche wieder zugänglich. Was soll man sagen? Wieder zugänglich – und fast nicht wiederzuer­kennen. Und zwar in durchaus erfreulich­em Sinn. Einer der schönsten Aussichtsp­unkte Wiens präsentier­t sich als grasgrüne Ruhezone, der jede Hektik samt dem entbehrlic­hen Charme mählich dahinsiech­ender Gastronomi­e abhanden gekommen ist. Autoabstel­lflächen sind genauso verschwund­en wie diverse Zubauten, dafür strecken sich sorgsam gepflegte Rasenparte­rre vom Eingangsbe­reich bis neben die Kirche, hinter der sich, unter Schatten spendenden Bäumen, eine säuberlich gekieste Fläche bis zu jener Balustrade weitet, von der aus sich der Blick Richtung Klosterneu­burg öffnet.

Die Kirche selbst, eben erst instandges­etzt, erweist sich als schlichtes Barockschm­uckstück, in dem stilsicher implementi­erte Auskunftst­afeln profund und vor allem mehrsprach­ig über das Gebäude informiere­n. Ein kleines Museum, im historisch­en Bestand nebenan untergebra­cht, erläutert die Geschichte des Leopoldsbe­rgs insgesamt. Und wer sich nach Speis und Trank sehnt, wird zwar hier enttäuscht, aber wenige Meter weiter Richtung Kahlenberg Befriedigu­ng finden. Auf eigenem Terrain jedenfalls will der Pächter der Liegenscha­ft, der in Wien ansässige Architekt Alexander Serda, dem Vernehmen nach – und mit Recht – Abstand vom konsumisti­schen Getriebe der Bergnachba­rschaft gewinnen.

Kurz: Die vielen Jahre Wartezeit, in der dieses so prominente Stück Wien für die Öffentlich­keit schon verloren schien, waren schmerzhaf­t, aber immerhin ist am Ende etwas Ansehnlich­es entstanden. Und dass mich die Neugestalt­ung in einem sehr besonderen Punkt dennoch enttäuscht hat, das ist im Grunde eine ganz andere Geschichte. Kommenden Mittwoch mehr an dieser Stelle.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria