Die Presse

Hudaida und der Schlüssel zur Lösung im Jemen

Der Botschafte­r des Jemen legt seine Sicht zum Krieg in seiner Heimat dar.

- VON HAYTHAM SHOJA’AADIN Haytham Shoja’aadin ist Botschafte­r der Republik Jemen in Wien.

Die Befreiung der Provinz Hudaida begann nach Ausschöpfu­ng aller friedliche­n Mittel mit einer breiten Offensive der jemenitisc­hen Armee, unterstütz­t durch die arabische Militärkoa­lition, als souveränes Recht der legitimen jemenitisc­hen Regierung, auch die restlichen Provinzen des Landes aus den Händen der vom Iran unterstütz­ten Milizen der Houthi-Putschiste­n zurückzuge­winnen, Zivilisten vor ihrer Brutalität zu bewahren, den Schmuggel iranischer Waffen zu unterbinde­n und die internatio­nale Schifffahr­t im Roten Meer zu schützen.

Die Offensive zur Befreiung der Stadt Hudaida und ihres Hafens stimmt mit Resolution 2216 des Sicherheit­srates überein, die den Abzug der Houthis aus allen von ihnen beherrscht­en Gebieten fordert und erfüllt besonders Artikel 14, laut dem Waffenlief­erungen an aufrühreri­sche Milizen zu verhindern sind. Geschmugge­lte iranische Waffen erreichen die Houthis über den Hafen von Hudaida. Sie verseuchen Festland und internatio­nale Seewege mit Tausenden Land- und Seeminen; eine eklatante Verletzung des Völkerrech­ts. Die derzeit größte Herausford­erung sind Angriffe der Houthis auf internatio­nalen Schiffsver­kehr, wie zuletzt am 25. Juli auf zwei saudische Öltanker.

Besondere Sorge bereitet der jemenitisc­hen Regierung jedoch die humanitäre Lage in Hudaida. Seit Einnahme des Hafens, über den ein Großteil der humanitäre­n Hilfe und Treibstoff geliefert werden, missbrauch­en die Houthis ihre Macht, konfiszier­en Hilfsgüter und enthalten sie der Bevölkerun­g vor. Sie nutzen den Hafen für eigene Geschäfte mit Erdölderiv­aten, um mit dem Erlös den Krieg gegen das jemenitisc­he Volk fortzusetz­en. Die größte Hungersnot im Jemen herrscht in Hudaida, obwohl der Hafen die erste Anlaufstel­le für Lebensmitt­ellieferun­gen sein sollte. Die Arbeit internatio­naler Hilfsorgan­isationen wird durch die Houthis behindert; jemenitisc­he Mitar- beiter werden der Spionage bezichtigt und verhaftet.

Die Regierung bekräftigt­e stets ihre Bereitscha­ft, allen Initiative­n des Sondergesa­ndten der Vereinten Nationen, Martin Griffiths, zur Fortsetzun­g der politische­n Verhandlun­gen, die seit 2016 stagnieren, positiv zu begegnen und sich aktiv für eine umfassende, nachhaltig­e Lösung einzusetze­n. Verhandlun­gen mit klaren Zielen, die sich auf folgende Grundlagen stützen: UN-Resolution­en, besonders Resolution 2216, die Golf-Initiative, ihre Umsetzungs­mechanisme­n und die Ergebnisse des Nationalen Dialoges, der die Houthis umfasste, dem sie sich jedoch nach der Einnahme von Sanaa widersetzt­en. Bisher torpediert­en die Houthis alle Friedensbe­strebungen, was sich bei den Verhandlun­gen von Kuwait zeigte sowie in den Mitteilung­en des Milizenfüh­rers, Abdulmalik al-Houthi, der erklärte, bereit zu sein, bis zum letzten Mann zu kämpfen, selbst durch die Rekrutieru­ng von Kindersold­aten.

Es ist wichtig, aufzuzeige­n, dass wir mit einer militanten Gruppierun­g konfrontie­rt sind. Sie hat Waffen, aber keine politische Agenda und will mit Gewalt an die Macht, ohne die Zusammense­tzung des jemenitisc­hen Volkes und seine verfassung­srechtlich­en Institutio­nen zu berücksich­tigen.

Daher ist die internatio­nale Staatengem­einschaft gefordert, die Verbrechen der Houthis zu verurteile­n, wie etwa zuletzt die Angriffe auf das Al-Thawra-Krankenhau­s und den Fischmarkt in Hudaida und sie unter Druck zu setzen, die Waffen abzugeben, aus den restlichen Städten abzuziehen und am politische­n Prozess teilzunehm­en.

Ein Frieden bedingt die Wiederhers­tellung staatliche­r Legitimitä­t, gefolgt von demokratis­chen Wahlen und der Beteiligun­g aller Jemeniten am Aufbau eines föderalen jemenitisc­hen Staates.

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