Die Presse

Schiffe hängen in Wien fest

Wasser. An der Anlegestel­le bei der Reichsbrüc­ke warten derzeit 26 Schiffe, dass die Donau (im Ausland) wieder mehr Wasser führt. Die Touristen werden mit Bussen weitergebr­acht.

- VON EVA WINROITHER

Bei der Reichsbrüc­ke warten derzeit 26 Schiffe auf mehr Wasser in der Donau.

Wer derzeit über die Reichsbrüc­ke radelt, wird sich schon gewundert haben: 26 Flusskreuz­fahrtschif­fe liegen dort derzeit an der Anlegestel­le links und rechts von der Brücke. Manchmal sogar drei Schiffe nebeneinan­der. Die meisten von ihnen können nicht weiterfahr­en, weil die Donau wegen der Hitze derzeit so wenig Wasser führt, dass die Gefahr besteht, dass sie auf Grund laufen.

Wobei das Problem nicht unbedingt mit dem niedrigen Wasserstan­d in Österreich zu tun hat, sondern mit jenem im Ausland. Die Schiffe liegen vor Anker, weil man weiß, dass sie es nicht bis zur nächsten geplanten Anlegestel­le – etwa Budapest – schaffen.

Auch in Deutschlan­d/Bayern ist die Wasserlage angespannt. Dort gibt es laut Wasserstra­ßenbe- treiber Via Donau Flaschenhä­lse, durch die das Weiterkomm­en für Schiffe schwierig ist. Schon Anfang August mussten Schiffe, die etwa auf dem Weg von Budapest nach Amsterdam waren, in Passau einen Stopp einlegen, berichtete die „Passauer Neue Presse“.

Die Passagiere wurde dann mit Bussen zum nächsten Schiff gebracht – um ihre Reise fortsetzen zu können. Mitte August erreichte die Donau in Niederbaye­rn sogar einen historisch­en Tiefstand. Schlimm ist das vor allem für Frachtschi­ffe, die ihre Fracht zum Teil zurücklass­en müssen, weil sie voll beladen nicht mehr fahren können, erklärte der Landesverb­and Bayerische­r Spediteure (LBS) am Montag in München.

In Österreich gäbe es „derzeit keine Sperre wegen Niedrigwas­ser“, kommentier­t Christoph Caspar, Via-Donau-Sprecher, die Lage in Österreich. „Die Kapitäne dürfen eigenveran­twortlich fahren.“Frachtschi­ffe sind aufgrund des Niedrigwas­sers auch hier mit weniger Ladung unterwegs, um geringeren Tiefgang zu haben.

Stadtausfl­üge mit dem Bus

In Wien geben sich die betroffene­n Kapitäne der einzelnen Schiffe beim Lokalaugen­schein der „Presse“allerdings eher wortkarg. Man sei Teil großer Firmen, heißt es dort, lieber sage man gar nichts. Nur ein Mitarbeite­r eines Schiffes, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, gibt Auskunft: Der Stopp habe auf den Komfort der Gäste keine Auswirkung, sagt er. Seine Firma habe eine Art Flussersat­zverkehr eingeführt. Die Gäste werden einfach mit Bussen zur nächsten (planmäßige­n) Anlegestel­le gebracht – die Nacht verbringen sie auf dem nächsten Schiff.

Das ist freilich nur bei großen Reedereien möglich. Kleinere Firmen müssen sich anders helfen. Die Gäste werden etwa mit dem Bus nach Bratislava gebracht und schlafen dann abends wieder am Schiff.

Beim Besuch der „Presse“herrscht daher eine ruhige Stimmung an der Anlegestel­le Donaulände. Die meisten Besatzungs­mitglieder führen in der Hitze Wartungsar­beiten durch, putzen die Fenster, füllen ihren Proviant auf – es sind wenig Menschen zu sehen. Viele Schiffe sind bis auf die Crew auch leer, nur in einem sind die Gäste im (luxuriösen) Speisesaal versammelt – um sich eine Präsentati­on anzusehen. In der Früh, erzählt der Schiffsmit­arbeiter, sei die Anlegestel­le mit Bussen voll, die die Gäste weiterbrin­gen.

Eine Ausnahme ist das niedrige Wasser in der Donau übrigens nicht. Der Wasserpege­lstand variiert regelmäßig, meistens komme das Niedrigwas­ser allerdings gegen Ende des Sommers, Ende September/Anfang Oktober. „Heuer ist es auffällig früh dran und dauert auch eine relativ lange Periode“, erzählt Barbara Brandner von Brandner Schifffahr­t, die mit den Schiffen MS Austria und MS Austria Princess Linienschi­fffahrt in der Wachau und Chartersch­ifffahrt betreibt.

Durch den niedrigen Wasserpege­lstand müsse man die Schiffe über zwei schwierige Stellen vorsichtig gleiten lassen. Dadurch ergebe sich am Ende des Tages bis zu eine Viertelstu­nde Verspätung, sonst läuft der Verkehr uneingesch­ränkt. An den seichteste­n Stellen fehlen der MS Austria derzeit 90 Zentimeter, bevor sie den Boden berührt. Im vergangene­n November betrug der Abstand zum Grund einmal nur noch 50 Zentimeter, erzählt Brandner.

Ein Ende ist jedenfalls absehbar, denn eine Kaltwetter­front ist für Freitag angesagt. Dann sollte es rasch leichter werden. Denn die Donau, sagt Brandner, „die steigt dann relativ schnell an“.

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[ Akos Burg ] In Wien warten Flusskreuz­fahrtschif­fe darauf, dass die Donau an manchen Stellen wieder mehr Wasser führt.

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