Die Presse

Salvinis PR-Show auf EU-Kosten

Migration. Die von Innenminis­ter Salvini mutwillig verursacht­e Irrfahrt der Aquarius kostete mindestens 200.000 Euro aus dem EU-Budget.

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Italiens neue populistis­che Regierung dürfte einem Medienberi­cht zufolge im Juni mindestens 200.000 Euro aus dem Unionshaus­halt dafür verbucht haben, die von ihr selbst verursacht­e Irrfahrt des Schiffs Aquarius mit mehr als 600 schiffbrüc­higen Migranten und Flüchtling­en zu finanziere­n.

Die Onlinezeit­ung EUobserver zitierte am Mittwoch eine amtliche Auskunft der italienisc­hen Küstenwach­e, wonach 90 Prozent der Kosten für diese Operation aus jenem Geldtopf der Europäisch­en Kommission stammten, der für Rettungsno­tfälle vorgesehen ist. Die Aquarius, von einer privaten Hilfsorgan­isation betrieben, erhielt auf Anweisung des rechtspopu­listischen Innenminis­ters Matteo Salvini Landeverbo­t in allen italienisc­hen Häfen. Spanien erklärte sich nach mühsamen Verhandlun­gen bereit, sie aufzunehme­n. Das erforderte jedoch eine mehrtägige und rund 1400 Kilometer lange Fahrt in den Hafen von Valencia. Um den medizinisc­hen und sanitären Notstand an Bord zu lindern, ließ Italiens Küstenwach­e einen Teil der Schiffsins­assen auf zwei ihrer eigenen Schiffe umsteigen, die Dattilo und die Orione. Sie begleitete­n die Aquarius nach Valencia. Die Kosten dafür hätten laut EUobserver rund 292.000 Euro betragen, woraus sich ergibt, dass mindestens 200.000 Euro von Brüssel getragen werden. „Wir hätten nicht so viel Geld für etwas verschwend­en sollen, was nichts als eine politische Show war“, sagte der ehemalige Küstenwach­enkommanda­nt Vittorio Alessandro laut dem Bericht.

Die Kommission bemühte sich am Mittwoch, den Imageschad­en dieser Episode zu verringern. Das Geld sei noch keineswegs geflossen, sondern werde Italien erst im Rahmen zweier Abkommen vom März und November vorigen Jahres, die in Summe 14,8 Millionen Euro an Fonds für Notrettung­soperation­en bereitstel­len, überwiesen. Sollten sie widerrecht­lich verwendet worden seien, müsste Italien für die entspreche­nde Summe geradesteh­en. Eine Sonderprüf­ung plane die Kommission derzeit nicht.

Die Regierung in Rom hat aus Brüssel seit 2014 in Summe bereits mehr als 853 Millionen Euro für die Bewältigun­g des Migrations­drucks erhalten. (go)

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