Die Presse

Steuer auf Vermögen? Haben wir längst

Wir bezahlen Reformfaul­heit mit Milliarden­verlusten am Konto.

- Josef.urschitz@diepresse.com

A ls neulich wieder einmal die Rede auf die Steuerhohe­it der Länder kam, meinte der burgenländ­ische Landeshaup­tmann, darüber könne man diskutiere­n – wenn man vorher die Finanztran­saktionsst­euer, die Erbschafts­steuer und die Vermögenss­teuer einführe.

Zumindest in einem Punkt kann man den SP-Politiker beruhigen: Eine Vermögenss­teuer haben wir längst. Wenn auch eine indirekte. Die dafür ziemlich unsozial ist: Sie trifft Leute mit wenig Geld wesentlich härter als „G‘stopfte“.

Das Ganze nennt sich Nullzinspo­litik der EZB. Und sie hat bisher hauptsächl­ich als Armeleutes­teuer gewirkt. Wer sein Geld zu 0,005 Prozent Zinsen auf dem „Büchel“liegen hat, der verliert bei knapp über zwei Prozent Inflation eben real zwei Prozent im Jahr. Aktionäre waren bisher besser dran, denen hat das billige Geld sogar beträchtli­che Vermögensz­uwächse beschert. Aber damit ist jetzt offenbar auch erst einmal Schluss.

Die Deutsche Bundesbank hat jedenfalls neulich errechnet („die Presse“hat darüber berichtet), dass die Deutschen im ersten Quartal real 0,8 Prozent ihrer Finanzverm­ögen verloren haben, weil diese insgesamt nicht mehr wachsen, die Inflation aber weiter kräftig zubeißt.

In Österreich ist die Situation ähnlich: Die Vermögen haben im ersten Quartal (erstmals seit langem) bei 646 Mrd. Euro stagniert, die Inflation war aber ähnlich hoch wie beim Nachbarn. N ur so zum Nachdenken: 0,8 Prozent von 646 Milliarden macht knapp 5,2 Milliarden. So viel ist de facto von Spar- und Wertpapier­konten real zum Staat gewandert, denn der erspart sich durch das künstliche Niederhalt­en der Zinsen ja entspreche­nde Summen für die Staatsschu­ld.

Kein Wunder also, dass von den Euroländer­n wenig Druck kommt, die Zinsen an das Konjunktur­umfeld anzupassen. Das Dumme dabei: Wenn die Staaten die Billigzins­phase für Reformen und echten Schuldenab­bau nutzen würden, könnte man den Raubzug auf die Spargrosch­en ja noch verstehen. Aber so zahlen wir einfach für Reformfaul­heit. Erstaunlic­h, dass das alle so stoisch hinnehmen.

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