Die deutschen Manager müssen verrückt sein
Was sich in Unternehmen abspielt, ist zunehmend irrational.
In Anlehnung an einen originellen, humorvollen und mit Preisen ausgezeichneten südafrikanischen Film („Die Götter müssen verrückt sein“, 1980) kann man leider nur die Überschrift abwandeln, denn was sich in den letzten zwanzig Jahren bei zu vielen deutschen Unternehmen getan hat, und dies mit steigender Irrationalität, ist weder originell noch humorvoll, und schon gar nicht für etwaige Preise geeignet – abgesehen von einer Goldenen Himbeere für die Wirtschafts-/Finanzbranche.
Begonnen hat es in etwa mit Mannesmann, einem zwar lukrativen, aber dennoch einem Ausverkauf von Mannesmann an Vodafone und den damit verbundenen extrem hohen Erfolgshonoraren für Klaus Esser und Kollegen. Schon damals zeigte ein Josef Ackermann, als Aufsichtsrat von Mannesmann, seine eigenwillige Auslegung bezüglich Management und Corporate Governance. Überspringen wir Hilmar Kopper (Deutsche Bank), der diese „Aktion“trotz großer Bedenken vieler maßgebender Managerkollegen absegnete, und überspringen wir auch seinen Nachfolger, Rolf-E. Breuer, der in Sachen Leo Kirch seiner Bank einige Hundert Millionen Miese einbrachte, und kommen wir zu dessen Nachfolger, dem schon vorhin erwähnten Josef Ackermann, der, laut allgemeiner Meinung, für die größten Verluste der Deutschen Bank sowohl, was Strafzahlungen betrifft, als auch betreffend den Aktienkurs verantwortlich zeichnet.
O. k., Ackermann ist Schweizer Staatsbürger, aber immerhin „umgeben“von deutschen Vorstandskollegen sowie Aufsichtsräten. Es gäbe noch einige andere traurige Geschichten, was die deutsche Finanzbranche betrifft (z. B. Hypo Real Estate), aber wechseln wir zur Industrie: Da hätten wir Edzard Reuter von Daimler, der aus diesem Top-Autokonzern einen „Weltraum“-Konzern machen wollte und kläglich scheiterte. Nachfolger wurde Jürgen Schrempp, der wieder „zurück“zu Daimler als Autokonzern wollte, das aber gleich global, durch Beteiligung bzw. Kauf von Mitsubishi, Hyundai und Chrysler. Auch das ging schief, aber immerhin konnte Jürgen Schrempp sich für diese Niederlage mit einer dreistelligen Millionenabfertigung trösten – ach ja, vorher verloren rund 16.000 Mitarbeiter ihren Job.
Dazwischen könnte man noch den Schlecker-Skandal erwähnen, oder die diversen Bauprobleme (Bahnhof Stuttgart, Elbphilharmonie, Flughafen Berlin) sowie das Missmanagement beim ICE, aber kommen wir zu den ganz schlimmen Sachen: Dieselskandal – eine schier unglaubliche Arroganz und Betrügerei innerhalb der gesamten deutschen Autobranche, federführend aber der VW-Konzern inklusive Audi und Porsche.
Die wesentlich mehr als in den USA betroffenen Konsumenten in Europa schauen weitgehend durch die Finger, denn im Vergleich zu den US-Strafzahlungen machen sich die hiesigen Strafzahlungen fast lächerlich aus. Gut, es sitzen ein paar Topmanager im Gefängnis bzw. in U-Haft, aber die Eigentümer, allen voran die Familie Porsche und Piech,¨ freuen sich als reichste Österreicher mit geschätzten 45 Milliarden Euro ihres Lebens. Eine mehr als schräge Optik.
Schlussendlich, zumindest bis dato: Bayer. Warum musste dieser Konzern Monsanto kaufen, einen Konzern, der seit Jahren in der „Schusslinie“vieler Organisationen und politischer Verantwortlicher steht? „Größenwahn“ist nur ein hilfloser Ausdruck für diesen Skandal, denn ein Skandal ist es in jedem Fall, fast auf „Augenhöhe“mit dem Dieselskandal.
Liebe deutsche Nachbarn, was ist los bei euch?