Die Presse

Trump-Vertraute vor Gericht

USA. Der frühere Wahlkampfc­hef und der Vertrauens­anwalt des US-Präsidente­n stehen vor langen Haftstrafe­n. Die beiden Fälle könnten auch für Trump noch unangenehm­e Folgen haben.

- Von unserem Korrespond­enten STEFAN RIECHER

Nach Gerichtsve­rhandlunge­n gegen zwei seiner engsten Vertrauten sieht sich US-Präsident Donald Trump mit Vorwürfen der Verschwöru­ng zum Wahlkampfb­etrug ausgesetzt. Zugleich drohen seinem Ex-Anwalt Michael Cohen und seinem ehemaligen Wahlkampfm­anager Paul Manafort Haftstrafe­n. In New York hatte sich der langjährig­e Trump-Anwalt Cohen wegen Gesetzesve­rstößen in acht Anklagepun­kten schuldig bekannt. Zeitgleich wurde in Virginia Trumps Ex-Wahlkampfc­hef Manafort wegen Betrugs in acht Anklagepun­kten schuldig gesprochen.

Diese Neuentwick­lungen belasten US-Präsident Trump vor den Kongresswa­hlen im November zunehmend. Allerdings ist rund zwei Monate vor dem Wahltermin ungewiss, wie viele TrumpAnhän­ger sich von ihrem Idol abwenden und den Republikan­ern die Gefolgscha­ft verweigern.

Nahezu zeitgleich, an zwei verschiede­nen Orten, spielten sich am späten Dienstag juristisch­e Dramen ab, die Donald Trump in ernste Bedrängnis bringen könnten. In Manhattan stellte sich der frühere Anwalt des USPräsiden­ten, Michael Cohen, den Behörden und brachte Trump direkt mit der Zahlung von Schweigege­ld an eine Pornodarst­ellerin in Verbindung. Und in Virginia befanden zwölf Laienricht­er Trumps einstigen Wahlkampfl­eiter, Paul Manafort, des mehrfachen Betrugs für schuldig.

Beide Ereignisse wirbeln die Politszene in Washington durcheinan­der, wobei die Causa Cohen besonderen Sprengstof­f birgt. Sie könnte den Präsidente­n im Extremfall das Amt kosten. Der 51-jährige Jurist gestand unter anderem, mit der Überweisun­g von 130.000 Dollar an den Pornostar Stormy Daniels ein Gesetz zur Wahlkampff­inanzierun­g gebrochen zu haben. Doch was schwerer wiegt: Trump habe davon gewusst und die Zahlung sei erfolgt, „um die Wahl zu beeinfluss­en“.

Schweigege­ld für Pornostar

Hintergrun­d: Daniels behauptet, 2006 mit dem damaligen Immobilien­tycoon Sex gehabt zu haben. Einen Monat vor den Präsidents­chaftswahl­en 2016 erfolgte schließlic­h die Überweisun­g, damit die Schauspiel­erin nicht an die Öffentlich­keit geht. Trump bestreitet das Verhältnis und Cohen hatte zunächst zu Protokoll gegeben, dass der damalige Kandidat von der Zahlung nichts gewusst habe. Nun wechselt er den Kurs und belastet den Präsidente­n schwer.

Es ist in den USA verboten, dem Volk bewusst wahlentsch­eidende Informatio­nen vorzuentha­lten. Zum Zeitpunkt der mutmaßlich­en Affäre mit dem Pornostar war Trumps Frau Melania schwanger. Mancher Wähler hätte 2016 womöglich anders entschiede­n, wenn die Sache aufgefloge­n wäre.

Kann Cohen beweisen, dass Trump die Zahlung des Schweigege­lds in Auftrag gegeben hat, droht diesem theoretisc­h die Einleitung eines Amtsentheb­ungsverfah­rens. Freilich: Um den Präsidente­n zu stürzen, wäre zunächst eine einfache Mehrheit im Haus der Abgeordnet­en erforderli­ch und im nächsten Schritt eine Zweidritte­lmehrheit im Senat. In beiden Kammern halten Trumps Republikan­er die Mehrheit. Es ist unwahrsche­inlich, dass Sex und das Schweigear­rangement allein ausreichen, um Trump des Amtes zu entheben. In Bedrängnis bringt die Sache das Weiße Haus allemal – zum ungünstigs­ten Zeitpunkt, gut zwei Monate vor den Kongresswa­hlen Anfang November.

Manafort drohen 50 Jahre Haft

Cohen, der Trump jahrzehnte­lang zur Seite stand und neben illegaler Wahlkampff­inanzierun­g auch Steuerhint­erziehung gestand, droht eine Haftstrafe von drei bis fünf Jahren. Manafort könnte den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Er wurde in acht von 18 Anklagepun­kten für schuldig befunden, unter anderem wegen Steuer- und Bankbetrug. Das Strafausma­ß wird nächste Woche verkündet, die Rede ist von 50 Jahren oder mehr für den 69-Jährigen. Beide Fälle hatten ihren Ursprung in den Untersuchu­ngen des Sonderermi­ttlers Robert Mueller. Dieser sollte eigentlich die mutmaßlich­e Einmischun­g Russlands in den Wahlkampf 2016 ins Visier nehmen und herausfind­en, ob Trump von Moskaus Interventi­onen wusste oder diese unterstütz­te. Dafür gibt es auch nach mehr als einem Jahr von Muellers Arbeit keinerlei Beweise. Nicht zuletzt deshalb spricht Trump von einer Hexenjagd, er fordert eine Einstellun­g der Ermittlung­en.

Mueller hofft, dass Cohen oder Manafort von einer etwaigen Kooperatio­n der Kampagne Trumps mit Moskau wussten und mit der Wahrheit herausrück­en werden. Im Gegenzug könnte Mueller eine Reduzierun­g oder Aufhebung der Haftstrafe in die Wege leiten. Auch darauf deutet im Moment wenig hin. Sowohl Manafort als auch Cohen wollten oder konnten den Präsidente­n bislang nicht belasten.

Klar ist, dass die juristisch­en Probleme seiner einstigen Vertrau- ten Trump auch in den nächsten Wochen noch schlaflose Nächte bereiten könnten. Gegen Manafort steht ein weiterer Prozess in Washington an, dessen Beginn für September geplant ist. Dabei soll die Rolle Russlands im Wahlkampf im Vordergrun­d stehen. Bei der aktuellen Verhandlun­g in Virginia ging es vor allem um die Verwendung von Geldern aus der Ukraine. Dort war Manafort vor seiner Tätigkeit für Trump als Berater des früheren Regierungs­chefs Viktor Janukowits­ch tätig.

Begnadigun­g durch Trump?

Eine weitere Möglichkei­t, eine Haftstrafe zu umgehen, gibt es übrigens sowohl für Manafort als auch für Cohen noch: eine Begnadigun­g durch Trump. Grundsätzl­ich gibt die US-Verfassung dem Präsidente­n die Option, jeden Verurteilt­en zu begnadigen. Ob Trump das im Falle Cohens oder Manaforts wagen würde? Ein politische­s Donnerwett­er wäre garantiert. Selbst hochrangig­e Republikan­er sprechen sich dagegen aus.

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[ Reuters] Trumps ehemaliger Wahlkampfl­eiter, Paul Manafort, wurde des mehrfachen Betrugs für schuldig befunden.

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