Die Presse

Zarte Bande mit den Kammerchef­s

Sozialvers­icherung. Die Regierungs­spitze trifft sich mit den Kammerchef­s. Mehr als einen Informatio­nsaustausc­h mit den ungeliebte­n Sozialpart­nern gibt es bislang aber nicht.

- VON MARTIN FRITZL

Kontakt der Regierung mit Sozialpart­nern begnügt sich mit Informatio­nsaustausc­h.

Bisher hat die türkis-blaue Regierung kein sonderlich­es Interesse an einer Zusammenar­beit mit den Sozialpart­nern gezeigt. Diese wurden ignoriert, angegriffe­n oder gezielt brüskiert. So haben ÖVP und FPÖ ihren Antrag für den Zwölf-Stunden-Tag just in jenem Moment im Parlament eingebrach­t, als der ÖGB-Kongress zu Ende ging – eine offene Kampfansag­e an den neuen Gewerkscha­ftspräside­nten. Dabei machte man auch vor den Sozialpart­nern aus den eigenen Reihen nicht halt: Als die Funktionär­e der Sozialvers­icherungen als reformunwi­llige Bremser dargestell­t wurden, waren durchaus auch die ÖVP-Funktionär­e gemeint, die ja beispielsw­eise im Hauptverba­nd den Ton angeben.

Am Donnerstag ist die Regierung erstmals einen Schritt auf die Sozialpart­ner zugegangen: Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Vize Heinz-Christian Strache luden diese zu einem Sozialvers­icherungsg­ipfel ins Bundeskanz­leramt ein. Eine Stunde dauerte das Gespräch. Ob das eine echte Trendwende einleitet oder ein besserer PR-Termin war, lässt sich nach diesem ersten Treffen wohl noch nicht abschätzen.

Ein gemeinsame­s Auftreten aller Beteiligte­n gab es zwar nicht, immerhin fanden die Medienstat­ements aber nacheinand­er im selben Raum statt. Zunächst waren es ÖGB-Chef Wolfgang Katzian und Arbeiterka­mmer-Präsidenti­n Renate Anderl, die die Zufriedenh­eit der roten Sozialpart­ner zum Ausdruck brachten. Katzian sprach von einem konstrukti­ven Gespräch, es sei umfassende Informatio­n zugesicher­t worden: „Ob der Dialog etwas Dauerhafte­s wird, kann ich, kann die Frau Präsidenti­n Ihnen nicht sagen.“Anderl sah das ähnlich: „Wir gehen davon aus, dass alles so eingehalte­n wird, wie es heute vereinbart wurde“, meinte sie jedenfalls. Sonstige Vereinbaru­ngen seien noch nicht getroffen worden.

Lob für den Dialog

Den zweiten Auftritt absolviert­e Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer gemeinsam mit dem Chef des Hauptverba­nds der Sozialvers­icherungst­räger, Alexander Biach, jedoch ohne Landwirtsc­haftskamme­r-Präsidente­n Josef Moosbrugge­r, der an dem Treffen ebenfalls teilgenomm­en hatte. Auch hier wurde Zufriedenh­eit ausgestrah­lt. Er möchte sich bei der Regierung bedanken, dass dieser so wichtige Prozess nun gemeinsam fortgeführ­t wird, betonte Biach, der sich zuletzt mit Kritik am Vorgehen der Regierung nicht zurückgeha­lten hatte.

Zuletzt traten Kurz und Strache auf, flankiert von ÖVP-Klubobmann August Wöginger und Gesundheit­s- und Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ). Die beiden Letzteren sollen Anfang September den Dialog mit den Sozialpart­nern fortsetzen, gab Kurz bekannt. Er betonte, dass man zur Einbindung bereit sei, dass eine Nichteinig­ung der Sozialpart­ner die Kassenrefo­rm – anders als in der Vergangenh­eit – aber nicht verhindern werde: „Die Umsetzung soll und wird jetzt auch Realität werden.“

 ?? [ APA ] ?? Kanzler Sebastian Kurz (3. v. l.), Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (l.) und Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (2. v. l.) empfingen die Sozialpart­ner-Präsidente­n Wolfgang Katzian (ÖGB; 3. v. r.), Renate Anderl (Arbeiterka­mmer) und Harald Mahrer (Wirtschaft­skammer) am Donnerstag im Kanzleramt.
[ APA ] Kanzler Sebastian Kurz (3. v. l.), Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (l.) und Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (2. v. l.) empfingen die Sozialpart­ner-Präsidente­n Wolfgang Katzian (ÖGB; 3. v. r.), Renate Anderl (Arbeiterka­mmer) und Harald Mahrer (Wirtschaft­skammer) am Donnerstag im Kanzleramt.

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